
Die Emissionen durch wissenschaftliche Konferenzen stehen immer häufiger im Fokus der öffentlichen Diskussion. Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Ruvn Fleiner, der im Herbst 2024 seinen Abschluss in Klinischer Psychologie machte, eine umfassende Analyse über die CO2-Emissionen, die durch Reisen zu solchen Veranstaltungen entstehen, durchgeführt. Bei seiner Untersuchung, die unter der Aufsicht von Prof. Lisa Warner erstellt wurde, zeigte sich, dass die traditionellen Präsenzkongresse einen erheblichen Beitrag zu den Treibhausgasemissionen leisten. Laut Medical School Berlin verursachen Flugreisen bis zu 96 % der Emissionen, hinzu kommen Emissionen aus Unterbringung und Verpflegung.
Im Vergleich fand Fleiner, dass die Präsenzkonferenz der European Health Psychology Society im Jahr 2019 1.422 Tonnen CO2 erzeugte, was den Emissionen von 142 EU-Haushalten pro Jahr entspricht. Seine Analyse bezieht sich auf Daten aus den Jahren 2019, 2022 und 2023, die anonymisiert zur Verfügung gestellt wurden. Dabei erwies sich der Wechsel zu hybriden Formaten als eine vielversprechende Lösung, um den ökologischen Fußabdruck solcher Veranstaltungen erheblich zu mindern.
Hybridformate als nachhaltige Alternative
Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit weiteren internationalen Studien, die den Wert hybrider und virtueller Konferenzen betonen. Ein Forschungsteam aus der Astronomie hat festgestellt, dass im Jahr 2019 durch Reisen zu über 360 Konferenzen mehr als 42.000 Tonnen CO2 erzeugt wurden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Emissionen der Konferenzen eine signifikante Belastung für das Klima darstellen. Ihnen zufolge könnten durch die Nutzung virtueller oder hybrider Formate erhebliche Einsparungen erzielt werden. Beispielsweise hätte eine Tagung der American Astronomical Society in Seattle 70 % ihrer CO2-Emissionen einsparen können, wenn sie auch in anderen Städten wie Baltimore oder Tokio stattgefunden hätte, wie Deutschlandfunk Nova berichtet.
Die Vorteile hybrider Konferenzen werden auch von der Umweltforschung unterstützt, die betont, dass diese Formate nicht nur Emissionen verringern, sondern auch einen breiteren Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten ermöglichen. Die Reduzierung des Reisebedarfs, kombiniert mit einer zentralen Lage der Kongressorte, erwies sich als besonders vorteilhaft. Dadurch können Emissionen um bis zu 97,3 % gesenkt werden.
Wissenschaftliche Grundlage für nachhaltige Events
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Integration von Lebenszyklusanalysen (LCA) und räumlicher Analyse zur Evaluierung der Umweltverträglichkeit von Konferenzen. Die Nature-Studie untersuchte die Auswirkungen virtueller Konferenzen und legte den Fokus auf die Umweltvorteile von mehreren Konferenz-Hubs. Diese Ansätze helfen Forschenden, eine Balance zwischen direkter Kommunikation und der Reduktion des Kohlenstoff-Fußabdrucks zu finden.
Die Methodik von Fleiner, die in der Fachzeitschrift *Health Psychology and Behavioral Medicine* veröffentlicht wurde, behandelt nicht nur die Umweltauswirkungen, sondern zielt darauf ab, die Entscheidungsprozesse zu untersuchen, die die Auswahl und Teilnahme an Tagungen in Zeiten des Klimawandels beeinflussen. Dies umfasst Aspekte wie die bequeme Anreise zu zentral gelegenen Veranstaltungsorten und die Nutzung von Online-Angeboten.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass hybride Konferenzen nicht nur ökologisch von Vorteil sind, sondern auch den Zugang zur Wissenschaft demokratisieren können. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Formate stärker in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu verankern.