
Ein bemerkenswerter Fund aus dem Jahr 79 n. Chr. führt zur Aufklärung eines Jahrtausende alten Rätsels: Forscher haben in Herculaneum, einer der vom Vesuv verwüsteten Städte, das Gehirn eines Opfers entdeckt, das durch extrem hohe Temperaturen und schnelle Abkühlung zu einem einzigartigen „Glasgehirn“ wurde. Der Vulkanausbruch hat zehntausende Menschenleben gefordert und hinterließ die Stadt in Trümmern.
In der antiken Stadt Herculaneum, die sich nur sieben Kilometer vom Gipfel des Vesuvs befindet, waren große Teile der Bevölkerung untergegangen. Bei den Ausgrabungen sind vielen Skelette erhalten geblieben, zumeist in einem besseren Zustand als in Pompeji. Dies wird oft auf die unterschiedliche Art der vulkanischen Ablagerungen zurückgeführt, die in Herculaneum mehr durch pyroklastische Ströme geprägt waren, während Pompeji stärkeren Bimsstein- und Lavasturz erlebte.
Der Fund und seine Analyse
Das außergewöhnliche Gehirn wurde von einem Team internationaler Forscher unter der Leitung von Prof. Joachim Deubener von der TU Clausthal untersucht. Ihre Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht. Der heutige Stand der Forschung legt nahe, dass das Gehirn auf mehr als 510 Grad Celsius erhitzt wurde, bevor es schnell abgekühlt und verglast ist. Diese Erkenntnisse sind nicht nur bedeutend für die Wissenschaft, sondern auch für den Katastrophenschutz bei zukünftigen Vulkanausbrüchen.
Die Forscher gehen davon aus, dass das Gehirn durch eine extrem heiße Aschewolke, die die Körpertemperatur des Opfers drastisch erhöhten könnte, so stark beschädigt wurde. Diese Hypothese stützt sich auf die Analyse, die zeigt, dass sich organisches Glas nur unter besonderen Bedingungen bilden kann: schneller Abkühlung und hoher Erstarrungstemperatur.
Herculaneum im Kontext der Geschichte
Herculaneum war eine Stadt, die oft im Schatten von Pompeji stand, jedoch viele historische Schätze birgt. Wie in Pompeji wurden auch hier wertvolle Funde wie über 1.800 Papyrus-Schriftrollen, die in der Villa dei Papiri entdeckt wurden, gemacht. Die Hitze des Vulkanausbruchs bewahrte diese Schriftrollen, machte sie aber auch schwer lesbar; moderne Infrarottechniken ermöglichen es, einige Fragmente zu entschlüsseln.
Bei den Grabungen entstand der Eindruck, dass viele Bewohner vor dem Ausbruch fliehen konnten, was ursprünglich dazu führte, dass nur wenige Skelette in der Stadt gefunden wurden. Neuere Funde zeigen allerdings, dass das Schicksal vieler Menschen innerhalb weniger Sekunden durch glühendheiße Gase besiegelt wurde. Diese Ströme, die sich mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h bewegten, töteten die Menschen und begruben die Stadt in Ignimbriten.
Das Gehirn, das jetzt als einzigartiger Fund in der Wissenschaft gilt, gibt Informationen über die extremen Bedingungen, unter denen Herculaneum leidend war, preis. Die Analyse zeigt, dass es sich um reines organisches Glas handelt, was bedeutet, dass die Entstehung der Substanz unter extremen Umständen, wie bei einem Vulkanausbruch, stattfand. Diese Forschung könnte in Zukunft helfen, ähnliche Vorkommnisse besser zu verstehen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Der Erhaltungszustand der Stadt und deren Artefakte bietet Wissenschaftlern und Historikern wertvolle Einblicke in das Leben der antiken Römer. Herculaneum steht jedoch auch vor dem Verfall; ein neues Konzept zum Erhalt der Ausgrabungen ist dringend erforderlich.