GesundheitLondonMedizinWissenschaft

Bakterien mit „Superkraft“: Neue Erkenntnisse bedrohen unsere Gesundheit!

Forschende der Uni Kiel und Partner untersuchen das Typ VI Sekretionssystem von Pseudomonas aeruginosa. Ihre Ergebnisse könnten neue Erkenntnisse für die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen liefern.

Die Welt der Bakterien ist geprägt von Konkurrenz und Überlebenskampf. Ein entscheidendes Werkzeug in diesem Wettstreit ist das Typ VI Sekretionssystem (T6SS), das Bakterien nicht nur das Überleben sichert, sondern auch ihren Einflussbereich erweitert. Forschende an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie und dem Imperial College London haben kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications neue Erkenntnisse über T6SS, insbesondere im Zusammenhang mit Pseudomonas aeruginosa, veröffentlicht. Diese Arbeiten zeigen, wie innovativ das T6SS ist und welche Unterschiede zwischen krankmachenden und nicht-krankmachenden Bakterienstämmen bestehen.

Das T6SS operiert ähnlich einem Bogen, das Effektorproteine „abschießt“, die benachbarte Bakterien angreifen, eukaryotische Zellen manipulieren oder Nährstoffe aufnehmen können. Die Forschungsergebnisse belegen, dass verschiedene Stämme von P. aeruginosa unterschiedlich stark mit T6SS-Effektoren ausgestattet sind. Während sich Effektoren, die für die Nährstoffaufnahme wichtig sind, in allen Stämmen finden, variieren die Wettkampf-Effektoren erheblich.

Bedeutung der Forschung

Insgesamt wurden etwa 2000 Stämme von P. aeruginosa analysiert, was zu wichtigen Erkenntnissen über den horizontalen Gentransfer führte. Dieser spielt eine zentrale Rolle im Austausch von Effektor-Genen zwischen Bakterien und ist besonders relevant für die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen. Eine der Hauptbeobachtungen ist, dass T6SS-Gencluster in verschiedenen Bakterienstämmen häufig verloren gehen oder hinzugefügt werden. Das macht die dynamische Evolution und Anpassungsfähigkeit dieser Mikroben deutlich.

Die Entdeckung von vier T6SS-Apparate-Geneclustern, einschließlich eines neu identifizierten H4-T6SS, verdeutlicht, dass es phylogenetische Unterschiede innerhalb der Typen H1, H2 und H3 sowie H4 gibt. Diese Unterschiede sind entscheidend, da 98% der analysierten Genome die Gene der Typen H1 bis H3 aufweisen, während H4 lediglich in 1% vorkommt.

Globale gesundheitliche Herausforderungen

Die Relevanz dieser Forschung geht über die bloße Wissenschaft hinaus – P. aeruginosa ist ein gefürchteter Krankheitserreger, der jährlich etwa 600.000 Menschen weltweit das Leben kostet. Die Resistenzen gegen Antibiotika stellen eine erhebliche Herausforderung dar, was die Weltgesundheitsorganisation dazu bringt, der Forschung zu neuen Behandlungsmethoden hohe Priorität einzuräumen.

Ein weiterer entscheidender Faktor in der Ausbreitung von Resistenzen ist die Konjugation, ein Mechanismus, der bakterielle Gene, einschließlich Resistenzen, direkt zwischen Zellen überträgt. Dies geschieht über einen speziellen Pilus, der die Verbindung zwischen Bakterien herstellt und den Austausch von Plasmiden ermöglicht. Diese Plasmide können mehrere Resistenzgene tragen, was bedeutet, dass Infektionen mit multiresistenten Stämmen schwer zu behandeln sind.

Zum Beispiel sind Extended-Spectrum β-Lactamase (ESBL)-produzierende Bakterien, die häufig Plasmide tragen, ein bedeutendes Problem. Es gibt dringenden Handlungsbedarf, sodass Maßnahmen zur Kontrolle der Resistenzverbreitung innerhalb von Bakterienpopulationen ergriffen werden sollten, wie etwa die Einschränkung des Antibiotikaeinsatzes und verbesserte Hygienemaßnahmen.

Die aktuellen Erkenntnisse über T6SS in P. aeruginosa eröffnen neue Perspektiven für das Verständnis pathogenetischer Mechanismen und des entsprechenden Mikrobioms. Solche Studien sind von größter Wichtigkeit zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, um letztlich die globale Gesundheit zu schützen und die Bedrohung durch resistente Bakterienstämme einzudämmen.

Für weitere Informationen siehe die detaillierten Studien und Berichte von Universität Kiel, Nature Communications und Visite Medizin.

Referenz 1
www.uni-kiel.de
Referenz 2
www.nature.com
Referenz 3
www.visite-medizin.de
Quellen gesamt
Web: 10Social: 159Foren: 15