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Film über Bonhoeffer sorgt für Kontroversen: Wahrheit oder Propaganda?

Ein neuer Film über Dietrich Bonhoeffer, den mutigen Theologen und Widerstandskämpfer, entfacht Debatten über seine historische Darstellung und aktuelle politische Missbräuche. Premiere am 10.11.2024.

Dietrich Bonhoeffer ist als einer der prominentesten Theologen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus bekannt. Sein Leben und Wirken stehen nun im Mittelpunkt eines neuen Films mit dem Titel „Bonhoeffer“. Regisseur Todd Komarnicki beleuchtet in diesem Werk die komplexe Figur des Theologen, jedoch sorgen bestimmte Darstellungen für erhebliche Kontroversen. Tagesschau berichtet, dass eine besonders umstrittene Szene zeigt, wie Bonhoeffer seine Konfirmanden in Hitlerjugend-Uniform sieht, was ihn zu der Erkenntnis bringt, dass die Kirche sich den Nationalsozialisten zugewandt hat.

Die Hauptrolle im Film spielt Jonas Dassler, während Moritz Bleibtreu und August Diehl ebenfalls prominent besetzt sind. Trotz der Tatsache, dass dies nicht der erste Film über Bonhoeffer ist, hat er die weitreichendsten Diskussionen ausgelöst. Heinrich Bedford-Strohm, ehemaliger bayerischer Landesbischof, äußert scharfe Kritik am Umgang mit dem Film in den USA. Er hebt hervor, dass evangelikale Gruppen Bonhoeffer für ihre Ideologie vereinnahmt haben, was er als problematisch ansieht. Das Erste fügt an, dass die Vermarktung des Films durch Angel Studios, inklusive der Darstellung Bonhoeffers mit einer Pistole auf Plakaten, als fehlgeleitet angesehen wird.

Familie und Fachleute wehren sich

Die Familie Bonhoeffer und deutsche Schauspieler, darunter Dassler, Bleibtreu und Diehl, wehren sich entschieden gegen die verzerrte Darstellung des historischen Charakters. Bonhoeffers Großneffe, Tobias Korenke, bezeichnet die Vereinnahmung durch rechte Evangelikale als kritisch, insbesondere im Kontext der Wahlen, bei denen 80 Prozent der Evangelikalen für Donald Trump stimmten. Korenke betont, dass Bonhoeffer für Freiheit und Liberalität stand, nicht für Ausgrenzung.

Der Film soll am 10. November 2024 um 23:05 Uhr auf Das Erste ausgestrahlt werden. Trotz des Interesses ist unklar, ob er auch in deutsche Kinos kommt, da ein Verleih derzeit fehlt. Bedford-Strohm sieht Schwächen in der Darstellung von Bonhoeffers sozial gerechtem Einsatz, was weitere Diskussionen anheizt. Historische Fehler im Film und seine Fokussierung auf ein amerikanisches Publikum werden ebenfalls kritisiert.

Bonhoeffers Widerstand gegen das NS-Regime

Bonhoeffer wurde 1906 in Breslau geboren und war das sechste von acht Kindern in einer großbürgerlichen Familie. Sein Vater, Karl Bonhoeffer, war ein führender Psychiater; die Mutter war Lehrerin. Als er 1923 sein Abitur ablegte, begann er mit einem Theologiestudium. Bereits früh äußerte Bonhoeffer Kritik am nationalsozialistischen Führerprinzip und trat 1935 der Bekennenden Kirche bei, die sich aktiv gegen die Gleichschaltung der Kirchen wandte. Planet Wissen beschreibt ihn als „getarnten Kurier des Widerstands“, der oft im Ausland missionierte.

Im Widerstand war Bonhoeffer maßgeblich beteiligt und konnte durch seine Kontakte ins Ausland wertvolle Informationen sammeln. Seine Aktionen führten schließlich zu seiner Verhaftung und zum Todesurteil, das er am 8. April 1945 erhielt. Einen Monat vor Kriegsende wurde er am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Sein früherer Einsatz für soziale Gerechtigkeit und seine humanistischen Ideale werden durch den Film nur unzureichend gewürdigt, was viele Kritiker als eine verpasste Chance zur ehrlichen Auseinandersetzung mit Bonhoeffers Vermächtnis empfinden.

Referenz 1
www.tagesschau.de
Referenz 2
www.daserste.de
Referenz 3
www.planet-wissen.de
Quellen gesamt
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