
Am 28. Januar 2025 wird ein eintägiger Warnstreik bei der Deutschen Post stattfinden, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Die Streiks richten sich an Beschäftigte in Groß- und größeren Städten bundesweit. Die Maßnahme soll den Druck auf die Arbeitgeber im aktuellen Tarifkonflikt erhöhen, da die zweite Verhandlungsrunde keinerlei greifbare Ergebnisse brachte. Verdi fordert ein Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzliche Urlaubstage. Andrea Kocsis, Vize der Gewerkschaft, verweist auf die wachsenden Lebenshaltungskosten und die Notwendigkeit, Lohnerhöhungen zu realisieren.
Die Arbeitgeber hingegen lehnten die Forderungen ab und bezeichneten diese als nicht finanzierbar. Die Deutsche Post argumentiert, dass ihr Spielraum für Lohnerhöhungen aufgrund sinkender Briefmengen und eines hohen Investitionsbedarfs „sehr gering“ sei. Erst im Januar wurde zudem das Porto für einen Standardbrief um 10,5 Prozent auf 95 Cent erhöht, eine Entscheidung, die von der Bundesnetzagentur genehmigt wurde. Der Konzern beschäftigt rund 170.000 Tarifbeschäftigte im Inland und gehört zum Logistikkonzern DHL.
Zusammenhänge der Tarifverhandlungen
Die Situation bei der Deutschen Post ist nicht isoliert zu betrachten. Im Rahmen von Tarifkonflikten zeigt sich ein allgemeiner Trend, der derzeit viele Branchen betrifft. Beispielsweise sind die Tarifverhandlungen im Bereich des Handels und der Luftfahrt ebenfalls von einem hohe Konfliktintensität geprägt. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft erreichte die durchschnittliche Konfliktintensität in 2023 15 Punkte – der höchste Wert seit 2010. Dieses Maß pendelt in einem Spektrum von 0 (Verhandlungen) bis 7 (Streiks und Aussperrungen).
Besonders auffällig war die hohe Konfliktintensität im Einzelhandel mit 60 Punkten sowie im Groß- und Außenhandel mit 59 Punkten. Verdi hat sich ebenfalls in anderen Bereichen positioniert, etwa in den Verhandlungen für Beschäftigte bei Banken, bei der Deutschen Telekom sowie in der Metall- und Elektro-Industrie. Diese Branchendebatten stehen vor dem Hintergrund einer herausfordernden wirtschaftlichen Lage, die durch Rezession und Fachkräftemangel gekennzeichnet ist.
Weitere Entwicklungen und Ausblick
Die nächste Verhandlungsrunde zur Klärung der Tarifkonflikte bei der Deutschen Post ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. Die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Reform des Postgesetzes sind ebenfalls relevant. Hierbei wird die Diskussion um die entstehenden Arbeitsbedingungen von Zustellern geführt. Ein Gesetzentwurf zur Entlastung der Paket-Zusteller wurde bereits im Bundestag diskutiert, doch ist unklar, ob die gewünschten Regelungen im Sinne von Verdi, etwa eine 20-Kilo-Grenze pro Paket, letztlich umgesetzt werden können. Die aktualisierte Regelung sieht vor, das Maximalgewicht für Pakete in der Einzelzustellung von 31,5 Kilogramm auf 23 Kilogramm abzusenken.
Insgesamt bleibt die Situation angespannt und erfordert von den Gewerkschaften und Arbeitgebern ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick, um zu tragfähigen Lösungen zu gelangen, die den Bedürfnissen der Beschäftigten gerecht werden und gleichzeitig die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen.