
Norfolk Island, eine kleine Pazifikinsel mit rund 2.188 Einwohnern, sorgt derzeit für Aufsehen aufgrund der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zolltarife. Zunächst einmal ist die Insel geografisch näher an Neuseeland als an Australien, was ihr eine besondere Stellung verleiht. Der neue Zollsatz von 29 Prozent auf Exporte aus Norfolk Island steht in starkem Gegensatz zu den 10 Prozent, die für australische Exporte in die USA gelten. Dies führt bei den Insulanern zu erheblicher Verwirrung, da die Insel kaum nennenswerte Exporte hat und auf den Tourismus angewiesen ist, der die Haupteinnahmequelle darstellt, wie Remszeitung berichtet.
Die Handelskammer von Norfolk Island sieht in der Zollentscheidung eine Bestätigung ihrer Souveränität und argumentiert, dass die Insel nicht als eine Erweiterung Australiens betrachtet wird. Dies nährt die Hoffnungen der Inselbewohner auf eine mögliche Unabhängigkeit. Brett Sanderson, ein lokaler Aktivist, glaubt, dass die Zolltarife dazu beitragen könnten, die Selbstbestimmungsfrage der Insel ins Rampenlicht zu rücken, was von der Asia Pacific Report ergänzt wird.
Konfusion über Handelsbeziehungen
Die Verwirrung über die Zölle wurde durch die Tatsache verstärkt, dass die US-Regierung Norfolk Island zusammen mit anderen Pazifikterritorien auf die Zollliste gesetzt hat, obwohl die Insel hauptsächlich auf Tourismuserlöse angewiesen ist. George Plant, der Administrator der Insel, hat bereits die immenste Verwunderung der Bewohner über die Zollankündigung zum Ausdruck gebracht. Insbesondere fragten sich die Insulaner, wie die Zollpolitik mit ihren begrenzten Exporten, wie etwa Palmensamen, die vorwiegend nach Europa verkauft werden, in Einklang zu bringen sei. Diese Hafenmission könnte die lokale Wirtschaft nur geringfügig beeinflussen, berichten ABC.
Die insularen Unternehmer sind in ihren Reaktionen gespalten. Während einige die hohen Zölle als eine Möglichkeit sehen, mehr internationale Aufmerksamkeit für die Fragen des Selbstbestimmungsrechts zu erhalten, Äußerte sich Australiens Premierminister Anthony Albanese skeptisch zu Norfolk Islands Handelsrelevanz und stellte die Tatsache in Frage, dass die Insel als Handelskonkurrent für die USA betrachtet werden kann.
Auswirkungen auf die Selbstverwaltung
Die Zollpolitik ist nicht nur eine Erhöhung der Handelsbeschränkungen, sondern auch ein Zeichen für die längerfristigen Fragen zur Selbstverwaltung und Identität von Norfolk Island. Der Norfolk Island Act von 1979 hatte der Insel einst eine gewisse Autonomie gewährte, diese wurde jedoch 2010 im Rahmen eines Rettungspakets aufgegeben. Dies führte zu einem wütenden Widerstand der Anwohner und Protesten, die 2017 zu einer Petition an die UN führten. Die Legislative Versammlung der Insel wurde 2015 aus dem gleichen Grund abgesetzt, wobei 58 Prozent der Wähler in einer Volksabstimmung für die Beibehaltung der Selbstverwaltung stimmten.
Momentan ist Norfolk Island de facto unter der Verwaltung von Canberra, und die Insulaner entscheiden über lokale Angelegenheiten keine eigene Stimme mehr. Diese Situation wird von Brett Sanderson und anderen als „kolonial“ betrachtet, was das Gefühl eines demokratischen Defizits verstärkt. Der Wunsch nach Wiederherstellung der wirtschaftlichen Rechte und vollständigen Eigenverantwortung ist unter den Insulanern weiterhin stark, wie die Handelskammer zusammenfasst.
Die gegenwärtigen Bedingungen werfen die Frage auf, ob die Zölle tatsächlich eine Chance darstellen könnten, das Selbstbestimmungsrecht von Norfolk Island zur Diskussion zu bringen. So bleibt abzuwarten, wie sich diese Zollpolitik auf die politische Landschaft der Insel auswirken wird, während die Insulaner sich gleichzeitig mit ihrer Identität und den Fragen der Zugehörigkeit zu Australien auseinandersetzen müssen.