
Dänemark ist derzeit mit einer erheblichen außenpolitischen Krise konfrontiert, die die Beziehungen zu Grönland und den USA stark belastet. Laut Süddeutsche Zeitung sind die Spannungen zwischen den dänischen Behörden und der grönländischen Bevölkerung erheblich gewachsen, da viele Grönländer sich von Dänemark entfremdet fühlen. In diesem Kontext versprach die dänische Regierung, einen Untersuchungsausschuss zu vergangenen Versäumnissen einzurichten, die zu diesen Spannungen beigetragen haben.
Donald Trump äußerte sich in einem kürzlichen Post auf Truth Social zu den strategischen Interessen der USA in Grönland und betonte die Bedeutung der Insel für die nationale Sicherheit. Seine drastischen Äußerungen, in denen er die Anwendung von Waffengewalt oder wirtschaftlichem Druck nicht ausschloss, haben Dänemark und Grönland alarmiert. Trump schickte sogar seinen Sohn Donald Jr. nach Nuuk, um die Situation vor Ort zu beurteilen, und telefonierte mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.
Die Reaktionen der dänischen Regierung
Frederiksen zeigte sich nach dem Gespräch sichtlich betroffen und wies darauf hin, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Dänemark und Grönland bedroht sein könnte. Sie informierte führende Wirtschaftsvertreter über mögliche Strafzölle, was zusätzlich zur Unsicherheit beiträgt. Der dänische Professor für Internationale Beziehungen, Mikkel Vedby Rasmussen, bezeichnete die Situation als disruptiv und warnte, dass Trump die Dynamik im grönländischen Unabhängigkeitsprozess gefährlich beeinflussen könnte.
In einem klaren Statement betont Múte B. Egede, der Premierminister Grönlands, dass die Grönländer weder Amerikaner noch Dänen sein möchten. Egede spricht von einer Notwendigkeit für Grönland, selbst über seine Zugehörigkeit zu entscheiden. Zudem hob er die Bedeutung der NATO und der amerikanischen Militärbasis für Grönland hervor. Diese Bedenken werden durch Trumps wiederholte Äußerungen über die strategische Bedeutung Grönlands untermauert.
Grönlands wirtschaftliche Abhängigkeit und Ressourcenschätze
Die grönländische Ministerin Naaja H. Nathanielsen lud amerikanische Unternehmen ein, in die Insel zu investieren, die als potenziell reich an Mineralien und Bodenschätzen gilt. Grönland verfügt über 39 der 50 Mineralien, die für die USA kritisch sind. Trotz der wertvollen Ressourcen bleibt die grönländische Wirtschaft stark von der Fischerei abhängig, die über 95% der Exporte ausmacht. Bisher hat die Förderung dieser Rohstoffe allerdings aufgrund von Umweltauflagen und der geringen Wirtschaftlichkeit nicht signifikant zugenommen.
Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der EU, hat Trumps Ansprüche abgelehnt und betont, dass nur Grönland selbst über seine Zukunft entscheiden kann. Die dänische Ministerpräsidentin stellte fest, dass der Verkauf von Grönland absurd sei und griff den historischen Kontext auf, dass die Insel seit über 600 Jahren zu Dänemark gehört und mittlerweile weitgehende Autonomie genießt.
Blick in die Zukunft
Die kommenden Parlamentswahlen in Grönland im Jahr 2025 könnten entscheidend für die zukünftige Richtung der Insel sein. Egede’s Bestrebungen, den Einfluss Dänemarks zu verringern und das Ziel einer vollständigen Unabhängigkeit zu verfolgen, könnten durch Trumps aggressive Politik zusätzlich gestärkt werden. Kritiker warnen jedoch, dass eine Unabhängigkeit Grönlands teuer erkauft werden könnte, da die Insel auf ausländische Investoren angewiesen ist.
Inmitten dieser angespannten Situation bleibt die Frage der Identität und Eigenständigkeit der grönländischen Bevölkerung zentral. Egede hat bereits einen Verfassungsentwurf in Arbeit, der möglicherweise zu einem Referendum über die Unabhängigkeit führen könnte. Doch wie die grönländische Bevölkerung zu einer vollständigen Abkehr von Dänemark steht, bleibt abzuwarten.