
Der aktuelle Report der DAK-Gesundheit zeigt einen besorgniserregenden Anstieg der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen. Im Jahr 2023 stiegen die Fehltage wegen Depressionen um etwa 50 Prozent, was die Aufmerksamkeit auf ein zunehmend kritisches Thema in der Arbeitswelt lenkt. Laut DAK-Gesundheit waren psychische Diagnosen verantwortlich für 342 Fehltage je 100 Beschäftigte, ein Anstieg von 323 Tagen im Vorjahr. Besonders alarmierend ist, dass die Anzahl der durch Depressionen bedingten Fehltage von 122 auf 183 Tage je 100 Beschäftigte gestiegen ist.
Die DAK-Gesundheit, eine der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland, hat diese Daten aus einer umfassenden Analyse von 2,42 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten, durchgeführt vom IGES Institut, gewonnen. Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, betont die zentrale Bedeutung der psychischen Gesundheit sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wirtschaft. Der Report verdeutlicht, dass alle Altersgruppen von diesem Anstieg betroffen sind, wobei die über 60-Jährigen besonders stark unter erhöhten Fehlzeiten leiden.
Auswirkungen auf Beschäftigte
Bei Beschäftigten über 60 Jahren stiegen die Fehltage aufgrund von Depressionen sogar von 169 auf 249 Tage je 100 Beschäftigte. Die durchschnittliche Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen lag im Jahr 2024 bei knapp 33 Tagen und blieb damit minimal über dem Vorjahresniveau. Zudem verzeichnete die DAK einen Anstieg langwieriger Krankschreibungen, die zwischen 29 und 42 Tagen lagen, um 14 Prozent.
Das Ergebnis dieser Entwicklung ist nicht nur alarmierend für einzelne Beschäftigte, sondern hat auch umfassende Folgen für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Die DAK fordert verstärkte Aufklärung über die Ursachen von Depressionen sowie Informationen zu Angststörungen, um wirksame Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen.
Internationale Empfehlungen
Im Kontext dieser für die Gesellschaft entscheidenden Thematik hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im September 2022 die Leitlinie „Guidelines on mental health at work“ veröffentlicht. Diese gibt evidenzbasierte Orientierungshilfen zu psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz. Es wird geschätzt, dass über 15 Prozent der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter im Laufe ihres Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, was zu verminderter Produktivität und Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Beschäftigungsverhältnissen führen kann. Die Leitlinie umfasst 12 Empfehlungen, die sich unter anderem auf organisatorische Maßnahmen, Schulungen für Führungskräfte und Arbeitnehmer sowie auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach psychisch bedingten Fehlzeiten konzentrieren.
Das Ziel dieser Empfehlungen ist es, eine Strategieentwicklung und Planung für Dienstleistungen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz zu erleichtern. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass psychische Gesundheit mehr ist als die bloße Abwesenheit von Erkrankungen, sondern eng mit der Arbeitsfähigkeit und dem Wohlbefinden verbunden ist.
Die DAK-Gesundheit und die WHO-Leitlinien unterstreichen, dass der psychische Gesundheitszustand erhebliche Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Betroffenen hat. Trotz dieser wichtigen Erkenntnisse werden Screening-Programme nicht empfohlen, da der Nutzen unklar bleibt. Der Fokus sollte daher verstärkt auf präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen liegen, um die Arbeitswelt für alle Beschäftigten zu verbessern.
Die Auswirkungen sind gravierend, sowohl für die individuellen Betroffenen als auch für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft insgesamt. Daher ist es von essenzieller Bedeutung, die psychischen Erkrankungen als ernstzunehmende Herausforderung anzuerkennen und darauf zu reagieren.