
Chinas Wirtschaft hat im Jahr 2024 ein Wachstum von fünf Prozent verzeichnet, trotz der anhaltenden Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist. Experten heben hervor, dass dies das schwächste Wirtschaftswachstum seit Jahrzehnten ist, wenn man die Jahre der Corona-Pandemie außer Acht lässt. Das dritte Quartal 2024 wies sogar nur eine Wachstumsquote von 4,6 Prozent auf, was Befürchtungen aufwarfen, das Ziel von fünf Prozent könnte verfehlt werden. Diese Entwicklung wurde durch diverse Krisen, insbesondere eine gravierende Immobilienkrise und einen schwachen inländischen Konsum, verstärkt. Die Bevölkerung in China zeigt sich zunehmend zurückhaltend und spart in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, was die inländische Nachfrage weiter dämpft.
Die chinesische Regierung hat reagiert, indem sie Ende 2023 in Konjunkturprogramme investierte. Diese umfassten Subventions- und Eintauschprogramme, Lohnerhöhungen sowie Zinssenkungen, um den heimischen Markt zu stimulieren. Dennoch äußern Ökonomen, darunter Xu Chenggang von der Stanford Universität, Zweifel an der Richtigkeit der vermeldeten Wachstumszahlen, da in der Vergangenheit immer wieder Statistiken als geschönt wahrgenommen wurden. Alicia Garcia Herrero von Natixis schätzt das tatsächliche Wachstum sogar als geringer ein.
Wirtschaftliche Herausforderungen
China sieht sich drängenden Problemen gegenüber: eine anhaltende Immobilienkrise, Deflation, hohe Arbeitslosigkeit und ein schwaches Vertrauen der Konsumenten belasten die wirtschaftliche Gesamtlage. Die generelle Arbeitslosenquote belief sich 2023 auf 5,2 Prozent, während die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen alarmierende 15,7 Prozent erreichte. Das Einkommen ist ungleich verteilt, was sich im Gini-Koeffizienten von 0,47 zeigt, was dem Level in den USA entspricht.
Der neue Fünfjahresplan (2025-2030), der auf dem dritten Plenum unter Xi Jinping verabschiedet wurde, legt den Fokus auf langfristige Lösungen, um die wirtschaftlichen Probleme anzugehen. Dabei wird eine stärkere Förderung strategischer Sektoren wie Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und Biomedizin angestrebt, um die nationale Stärke und technologischen Unabhängigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig soll der Binnenmarkt gestärkt und der Zugang zu Kapital für private Unternehmen verbessert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.
Auswirkungen drohender Zölle und Exportboom
Die vorherrschende geopolitische Situation und insbesondere drohende Zölle aus den USA könnten kommende Handelskriege entfesseln, was das Wachstum in 2025 gefährdet. Händler weltweit haben im Dezember 2024 bereits massenhaft Waren aus China importiert, um sich vor möglichen Zöllen zu schützen. Die starken Exportzahlen im Dezember wurden hauptsächlich durch diesen vorauseilenden Wirtschaftsaktivismus getrieben, was jedoch die Risiken und Unsicherheiten aufzeigt, die mit solchen kurzfristigen Anpassungen verbunden sind.
Das Wachstumsziel für 2025 wird im März bekannt gegeben. Experten rechnen erneut mit einem Ziel von fünf Prozent, was die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen widerspiegelt. Kang Yi, Leiter des Nationalen Statistikbüros, betont, dass die Wirtschaft vor zahlreichen Schwierigkeiten steht, wie der schwächelnden Weltwirtschaft und unzureichenden Inlandsnachfrage. Die Unsicherheiten verstärken die Anspannung auf dem Markt und lassen die Zukunft der chinesischen Wirtschaft in einem fragwürdigen Licht erscheinen.
China ist also in einer schwierigen Position, die nicht nur durch interne Faktoren, sondern auch durch externe geopolitische Spannungen beeinflusst wird. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich die wirtschaftliche Landschaft weiterentwickeln wird.