
London bleibt auch 2024 die Stauhauptstadt Europas. Am Freitagabend, um 18 Uhr, zeigte sich dies deutlich im Finsbury Park im Norden von London, wo der Verkehr nahe dem Bahnhof kaum vorankam. Fußgänger benötigten weniger Zeit, um voranzukommen, als die Fahrzeuge im Stau. Laut einer aktuellen Analyse von Inrix verbrachten Autofahrer in London im vergangenen Jahr durchschnittlich 101 Stunden im Stau, was die Stadt den vierten Platz in dieser Negativstatistik sichert. Paris folgt auf dem zweiten Platz mit 97 Stunden, während Dublin ebenfalls eine hohe Stauzeit verzeichnet.
Die Ursachen für diese Staus liegen in der dichten Bevölkerung und der starken wirtschaftlichen Konzentration. London hat mittlerweile fast neun Millionen Einwohner, mit einer weiterhin steigenden Tendenz. Bauarbeiten auf den Hauptverkehrsstraßen verstärken die Verkehrsbehinderungen. So führt beispielsweise die Ausweitung der Umweltzone ULEZ, die darauf abzielt, den Verkehr von Fahrzeugen mit hohen Emissionen zu reduzieren, zu leidenschaftlichen Debatten unter den Bürgern. Der Labour-Bürgermeister Sadiq Khan ist seit 2016 aktiv bemüht, die Verkehrssituation zu entschärfen und verschiedene Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung einzuführen.
Umweltschutzmaßnahmen und deren Widerstand
Trotz der Herausforderungen hat sich die Luftqualität in London in den letzten Jahren verbessert. Während der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid im Jahr 2014 über dem Grenzwert lag, zeigen neuere Untersuchungen einen Rückgang der Schadstoffemissionen. Laut Schätzungen führt Luftverschmutzung jedoch weiterhin zu rund 40.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr in Großbritannien, von denen mehrere Tausend in London auftreten. Diese Besorgnis unterstreicht die Notwendigkeit, die Maßnahmen zur Luftreinhaltung weiter voranzutreiben.
Die Einführung von „Low Traffic Neighbourhoods“ (LTNs) zur Beschränkung des Autoverkehrs in Wohngebieten hat ebenfalls zu Kontroversen geführt. Gegner argumentieren, dass diese Maßnahmen negative Auswirkungen auf Händler und Anwohner haben. Im Frühjahr 2024 wurden Demonstrationen gegen den Ausbaus der ULEZ verzeichnet, wobei sich viele Bedenken über die finanziellen Belastungen für die Besitzer älterer Fahrzeuge äußerten.
Gesundheitliche Aspekte und nachhaltige Mobilität
Das Konzept der nachhaltigen städtischen Mobilität, wie es auch in verschiedenen Positionen des Deutschen Städtetages beschrieben wird, betont die Wichtigkeit, die Mobilität in Städten zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Durch die Förderung des Radverkehrs und den Ausbau von Fahrradautobahnen sowie markierten Radwegen entlang der Themse und an Hauptverkehrsachsen wird London zunehmend fahrradfreundlicher. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Plans, um die Stadt lebendiger und gesünder zu gestalten.
Obwohl die Maßnahmen zur Reduzierung des Autoverkehrs auch Widerstand hervorrufen, zeigen Untersuchungen, dass sie langfristig positive Auswirkungen auf die gesundheitlichen Probleme der Bevölkerung haben könnten. Immer mehr Städte ziehen daher in Erwägung, ähnliche Ansätze zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität zu verfolgen, um den Verkehr zu entlasten und die Lebensqualität der Bürger zu erhöhen.