
Am 5. April 2025 feierte Microsoft sein fünfzigjähriges Bestehen mit einer Gala, die jedoch von lebhaften Protesten überschattet wurde. Während des Events, bei dem maßgebliche Persönlichkeiten wie Microsoft-Co-Gründer Bill Gates, der ehemalige CEO Steve Ballmer und der aktuelle CEO Satya Nadella anwesend waren, unterbrachen Mitarbeiter das Programm, um auf die umstrittene Rolle des Unternehmens in militärischen Aktivitäten hinzuweisen.
Besonders in den Fokus geriet die Rede von Mustafa Suleyman, dem CEO von Microsoft AI. In dieser Situation erhob die Softwareentwicklerin Ibtihal Aboussad schwere Vorwürfe gegenüber dem Unternehmen. Sie beschuldigte Microsoft, durch seine KI-Systeme militärische Operationen zu unterstützen, und rief laut: „Schämt euch! Ihr nutzt AI für Völkermord in unserer Region.“ Aboussad warf Suleyman vor, dass Microsoft „diesen Genozid antreibe“, bevor sie einen keffiyeh-Schal auf die Bühne warf und von Sicherheitskräften aus dem Saal geleitet wurde. Suleyman entgegnete: „Danke für euren Protest, ich höre euch,“ was den öffentlichen Charakter der Auseinandersetzung unterstrich, die live übertragen wurde und somit eine breitere Öffentlichkeit erreichte.
Proteste und Ethik in der Tech-Industrie
Ein zweiter Protester, Vaniya Agrawal, störte eine weitere Sitzung mit Gates und Ballmer. Diese Vorfälle drücken eine zunehmende Unzufriedenheit innerhalb der Belegschaft aus und werfen Fragen zu den ethischen Implikationen von Microsofts Geschäften auf, ganz besonders im Kontext zu den Verträgen mit dem israelischen Militär. In den Monaten seit dem gewaltsamen Konflikt zwischen Israel und Hamas, der im Oktober 2023 seinen Ausgang nahm, hat die Nutzung von Microsofts und OpenAI-Produkten durch die israelischen Streitkräfte dramatisch zugenommen. Berichten zufolge unterstützt Microsoft mit einem Vertrag über 133 Millionen Dollar das israelische Verteidigungsministerium und ist involviert in militärische Programme wie das „Target Bank“-System, das zur Auswahl von Bombenzielen in Gaza eingesetzt wird.
Gaza leidet schwer unter den Folgen des Konflikts, mit einem aktuellen Bericht der Gesundheitsbehörde, der über 50,609 tote Palästinenser und 115,063 Verletzte ausweist. Die Zahl könnte jedoch noch tiefer liegen, da die Regierung von Gaza eine aktualisierte Todeszahl von über 61,700 angibt, viele davon unter den Trümmern vermutet. Dies verstärkt die Proteste gegen Unternehmen mit Verbindungen zu Israel massiv.
Corporate Responsibility und Mitarbeiterproteste
Microsoft hat in einer Stellungnahme betont, dass es wichtig sei, alle Stimmen zu hören, jedoch auf die Notwendigkeit einer nicht störenden Ausdrucksweise hingewiesen. Dennoch bleibt die Frage bestehen, wie der Konzern mit den kritischen Stimmen innerhalb und außerhalb des Unternehmens umgeht. Im Februar waren fünf Mitarbeiter aus einem Meeting mit Nadella entfernt worden, weil sie T-Shirts mit der Aufschrift „Does our code kill kids?“ trugen.
Die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen der Technologiebranche und dem Militär hat zugenommen. Kritiker argumentieren, dass die blinde Abhängigkeit von algorithmischen Entscheidungen zu gefährlichen Situationen führen kann, in denen unschuldige Leben gefährdet werden. Microsoft sieht sich daher einer Herausforderung gegenüber, Transparenz in kritischen Verträgen zu schaffen und die ethischen Bedenken seiner Belegschaft ernst zu nehmen.
Wie die Entwicklungen zeigen, wird die Diskussion über die Rolle der Technologie im militärischen Kontext immer lauter, und Microsoft muss sich den Herausforderungen stellen, die diese Dynamik mit sich bringt. Der Druck von Mitarbeitern und der Öffentlichkeit wird nicht nachlassen, solange die Konflikte in der Welt andauern.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen der Proteste und der Rolle von Microsoft im israelisch-palästinensischen Konflikt siehe Al Jazeera, Devdiscourse und Gizmodo.