
In einer schockierenden Entwicklung hat der Attentäter von New Orleans, Shamsud-Din J., in den Tagen vor dem verheerenden Anschlag an Neujahr eindringlich die Stadt besucht. Wie ZVW berichtet, unternahm der 42-jährige US-Bürger aus Texas, der zuvor als Immobilienmakler gearbeitet hatte, mindestens zwei Reisen nach New Orleans im Oktober und November. In einem mehrtägigen Aufenthalt nutzte er ein Fahrrad, um durch das französische Viertel zu fahren und filmte mit einer speziellen Smartbrille, die wie gewöhnliche Brillen aussieht und freihändiges Filmen ermöglicht.
Der Täter, ein Veteran der US-Armee, der von 2009 bis 2010 in Afghanistan diente, hatte die Brille am Tag des Anschlags in der Bourbon Street auf, aktivierte sie jedoch nicht für Live-Aufnahmen. Beim Anschlag, der am Silvesterabend stattfand und 14 Todesopfer sowie zahlreiche Verletzte forderte, raste er mit einem Pick-up-Truck in eine Menschenmenge. Er starb noch am Tatort bei einem Schusswechsel mit der Polizei.
Hintergründe und Motive
Die Ermittlungen deckten weitere alarmierende Details auf. Shamsud-Din J. hatte eine Vorliebe für die Ideologie des Islamischen Staates (IS) entwickelt und wird verdächtigt, sich im Sommer 2024 dieser Terrororganisation angeschlossen zu haben. Bei der Durchsuchung seines Fahrzeugs fanden die Ermittler Waffen, selbstgebaute Sprengsätze und eine IS-Flagge. Auch während seiner Anreise nach New Orleans veröffentlichte er mehrere Videos, in denen er seine Motive darlegte, wie die Tagesschau berichtet.
Sein Privatleben war von finanziellen Schwierigkeiten geprägt; er hatte Schulden in Höhe von über 43.000 US-Dollar. Trotz seiner schwierigen Umstände wird er von seinem Bruder als „netter, kluger Mensch“ beschrieben, der zum Islam konvertiert war, jedoch nicht für die Gräueltat verantwortlich gemacht werden sollte.
Radikalisierung als gesellschaftliches Problem
Um die Radikalisierung von Individuen und deren Bindung an extremistische Ideologien besser zu verstehen, ist es wichtig, den gesellschaftlichen Kontext zu betrachten. Fachleute wie Dr. Katharina Seewald und Prof. Dr. Andreas Zick beschäftigen sich mit den Ursachen und Erscheinungsformen von Radikalisierung in modernen Gesellschaften. Laut einer Analyse, die auf Academia.edu veröffentlicht wurde, sind die Ursachen vielfältig und reichen von sozialen und wirtschaftlichen Stressfaktoren bis hin zu persönlichen Krisen, die Menschen anfällig für extremistische Ideologien machen.
Der Fall von Shamsud-Din J. zeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Probleme zu adressieren, um derartigen Radikalisierungsprozessen entgegenzuwirken. US-Präsident Joe Biden wird am Montag in New Orleans erwartet, um mit den Angehörigen der Opfer zu sprechen und damit ein Zeichen der Solidarität zu setzen.