
Am 13. Januar 2025 sollten die Vorbereitungen für den Testflug der Schwerlastrakete „New Glenn“ von Blue Origin in Cape Canaveral, Florida, in vollem Gange sein. Doch die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Start wurden jäh enttäuscht: Der Testflug, der ursprünglich für Montag geplant war, wurde aufgrund eines Problems mit einem Teilsystem abgesagt. Laut dem Weser Kurier kann die Klärung des Problems länger dauern als das zur Verfügung stehende Startfenster von drei Stunden.
Die Rakete „New Glenn“ ist über 100 Meter hoch und sollte von der Startrampe 36 des Cape Canaveral Space Force Station abheben. Das Ziel des Testflugs war es, die Rakete im Atlantik auf einem speziellen Schiff zu landen. An Bord der Rakete befand sich ein Prototyp des Raumfahrzeugs „Blue Ring“, dessen Kommunikationsfähigkeit während des Flugs getestet werden sollte. Das Unternehmen Blue Origin arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete, die in der Lage ist, etwa 45 Tonnen Material in die niedrige Erdumlaufbahn zu transportieren. Zukünftig plant das Unternehmen auch, Astronauten auf Missionen zu schicken.
Technische Vorbereitung und Innovation
Die technischen Vorbereitungen für den Testflug waren umfangreich. Laut einem Bericht von The New York Times begann der Prozess mehrere Stunden vor dem geplanten Start mit dem Befüllen der Treibstofftanks mit flüssigem Wasserstoff. Zehn Minuten vor dem geplanten Start führte der Launch Director eine „Go Poll“ durch, um die Einsatzbereitschaft der Rakete und die Wetterbedingungen zu überprüfen.
In den letzten Minuten vor dem geplanten Abheben übernahm der Computer der Rakete das Kommando bei dem „terminal count“, während die sieben Triebwerke des Boosters fünf Sekunden vor dem Start für Prüfungen gezündet wurden. Hätte alles nach Plan verlaufen, hätte die Rakete einen unausweichlichen Höhepunkt erreicht, als sie 39 Sekunden nach dem Start den Punkt der maximalen atmosphärischen Belastung (max-Q) passierte.
Konkurrenz um den Raumfahrtmarkt
Die Absage des Starts trifft Blue Origin in einer Zeit, in der das Unternehmen darauf abzielt, in der kommerziellen Raumfahrt zu konkurrieren. Blue Origin plant, SpaceX herauszufordern, das derzeit mit der „Falcon Heavy“-Rakete die kommerzielle Raumfahrt dominiert und bereits enge Beziehungen zur NASA und anderen Auftraggebern pflegt. SpaceX hat ambitionierte Pläne, private Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS) sowie Mondumrundungen anzubieten.
Mit Blick auf die Zukunft der Raumfahrt ist die Entwicklung neuer Technologien und die Möglichkeit der Kommerzialisierung von Reisen in den Weltraum unverzichtbar. Projekte wie NASA’s Artemis Programm und die internationale Kooperation an der ISS zeigen, dass der Raumfahrtsektor für zahlreiche Unternehmen großes Potenzial birgt. Blue Origin selbst plant, den Weltraumtourismus weiter auszubauen und suborbitale Flüge anzubieten. Doch ohne einen funktionierenden Testflug könnte die Konkurrenz um die Vorherrschaft im Weltraum noch schwieriger werden.
Die Herausforderungen und Möglichkeiten in der Raumfahrt entwickeln sich rasant, während internationale Kooperationen und technologische Innovationen entscheidend für den Erfolg künftiger Missionen sein werden. Das Verständnis der Technik hinter Projekten wie „New Glenn“ und die Fähigkeit, Probleme zeitnah zu beheben, werden für Blue Origin und ähnliche Unternehmen von höchster Wichtigkeit sein.
Die Suche nach einem neuen Starttermin für „New Glenn“ bleibt vorerst ungewiss, während das Unternehmen seine Strategien überdenkt und die nächsten Schritte plant.