
Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat heute überraschend seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der Liberalen Partei sowie als Regierungschef angekündigt. Diese Entscheidung gab Trudeau während einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Ottawa bekannt. Er betonte, dass er nur bis zur Klärung seiner Nachfolge im Amt bleiben wolle, und machte deutlich, dass das Land bei der nächsten Wahl eine echte Auswahl verdienen würde. Trudeau ist der Meinung, dass er nicht die beste Alternative sein kann.
Seit rund 11 Jahren steht Trudeau an der Spitze der liberalen Partei und agiert seit Ende 2015 als Premierminister. Zu Beginn seiner politischen Laufbahn wurde er als Hoffnungsträger gefeiert. Seine Regierung hatte jedoch mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen, die in den letzten Monaten zunehmend in die öffentliche Debatte gerieten.
Wachsender Druck und Kritik
Trudeau sieht sich seit längerer Zeit wachsendem Druck und harscher Kritik gegenüber. Kritiker werfen ihm unerfüllte Versprechen, steigende Lebenshaltungskosten sowie einen akuten Wohnraummangel vor. Infolgedessen sind seine Umfragewerte im freien Fall, was Rücktrittsforderungen sogar aus den eigenen Reihen nach sich zog. Die neue Demokratische Partei (NDP) entzog Trudeau das Vertrauen und drohte mit einem Misstrauensvotum, was die Situation weiter verschärfte.
Die Rücktrittsankündigung fällt in eine Phase, in der Trudeau bereits im Dezember 2023 eine Kabinettsumbildung durchgeführt hatte, nachdem seine Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland zurücktrat. Dies wurde als signifikante Abweichung von seiner Führung gewertet und verstärkte den Eindruck, dass die Regierung Probleme hat, einheitlich zu agieren. Trudeau tauschte in seiner 35-köpfigen Regierung acht Minister aus und veränderte die Ressortzuweisungen weiterer vier Minister.
Politische Zukunft Kanadas
Die nächste reguläre Wahl in Kanada steht im Herbst 2025 an, könnte jedoch durch ein vorgezogenes Misstrauensvotum beschleunigt werden. In aktuellen Umfragen liegt die Konservative Partei unter der Führung von Pierre Poilievre mit etwa 40 Prozent der Stimmen klar vorne, während die Liberalen nur etwa 20 Prozent erreichen. Poilievre hat bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs den Wohnungsbau massiv zu fördern, um dem Mangel an Wohnraum entgegenzuwirken.
Trudeau, der in seiner Amtszeit einige bedeutende Reformen durchführte, wie die Legalisierung von Cannabis und die Einführung einer CO2-Steuer, sieht sich nun mit den Konsequenzen seiner Politik und den sich verändernden Wählerpräferenzen konfrontiert. Historisch dominieren die Liberalen seit dem 20. Jahrhundert die kanadische Politik und konnten bislang die meisten Premierminister stellen.
Die politische Landschaft in Kanada wird sich in den kommenden Monaten weiter verändern, während Trudeau versucht, seinen Rücktritt geordnet zu vollziehen und einen Nachfolger zu finden.
Für ausführliche Informationen über die Hintergründe von Trudeaus Rücktritt werfen Sie einen Blick auf die Berichterstattung von Focus, Spiegel und ZDF.