
In den letzten Tagen hat ein verheerender Überfall der „Baloch Liberation Army“ (BLA) auf einen Passagierzug in Belutschistan die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erneut auf die angespannten Sicherheitsverhältnisse in Pakistan gelenkt. Berichten der Süddeutschen Zeitung zufolge kam es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu dem Vorfall, bei dem 214 Geiseln genommen wurden und mindestens 50 Menschen, darunter zahlreiche Soldaten, ihr Leben verloren. Das pakistanische Militär konnte den Zug mit Spezialkräften stürmen, was zur Tötung aller Geiselnehmer führte.
Diese Situation ist Teil eines größeren Musters zunehmender Gewalt in der Provinz Belutschistan, das besonders von sektiererischer und ethnischer Konfliktsituation geprägt ist. Laut Al Jazeera wurden in jüngsten Angriffen mindestens 18 paramilitärische Soldaten und 24 bewaffnete Angreifer getötet. Diese Vorfälle verdeutlichen die Eskalation der Gewalt seit den letzten Jahren, in denen die BLA durch koordinierte Angriffe auf Militärposten und Straßenblockaden an Einfluss gewonnen hat.
Die Wurzeln des Konflikts
Die Wurzeln der Baloch-Revolte reichen tief in die Geschichte Pakistans zurück und sind nicht nur auf die grenzüberschreitenden Konflikte mit Afghanistan zurückzuführen. Die Institute of Advanced Research beschreibt, dass Spannungen zwischen Baloch-Nationalisten und der zentralen Regierung seit der Gründung Pakistans im Jahr 1947 bestehen. Diese Spannungen haben sich besonders seit 2004 in Gewalt manifestiert, die mit der Marginalisierung von Baloch-Identitäten und der zentralistischen Politik des Landes verbunden sind.
Ein zentraler Konfliktpunkt stellt die wirtschaftliche Ungleichheit dar. Balochistan ist die größte, jedoch auch die ärmste Provinz Pakistans, reich an Rohstoffen, was zu erheblichen Anfeindungen gegenüber der Zentralregierung geführt hat. Die Erschaffung des Gwadar-Hafenprojekts hat Baloch-Gefühle weiter angestachelt, da die lokale Bevölkerung oft von den wirtschaftlichen Vorteilen dieser Projekte ausgeschlossen wird.
Auswirkungen und Zukunftsausblick
In den letzten Monaten wurde ein Anstieg der Gewalt in ganz Pakistan erfasst, insbesondere in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Laut Berichten hat das Militär im Jahr 2024 bereits 383 Soldaten und 925 militante Kämpfer in verschiedenen Konflikten getötet. Diese zunehmende militärische Präsenz könnte auf eine dauerhafte Lösung des Konflikts hindeuten, jedoch ist der tiefe Graben zwischen den Balochs und der Zentralregierung nach wie vor nicht überbrückbar.
Die Unruhen in Belutschistan können nicht isoliert betrachtet werden, sondern sind Teil eines komplexen Geflechts regionaler Stabilitätsprobleme, das auch die Interessen von Nachbarländern wie Iran und Indien betrifft. Die Baloch-Initiative könnte weitreichende Folgen für die Sicherheit in Südasien haben
.