
Die neuen Machthaber in Syrien haben den Vertrag mit dem russischen Unternehmen Stroytransgaz für den Militärstützpunkt in Tartus beendet. Dieser Schritt kommt inmitten wachsender Spannungen zwischen Russland und dem neu installierten syrischen Regime nach dem Sturz von Baschar al-Assad. Der Vertrag, der ursprünglich bis 2068 laufen sollte, sah Investitionen von 500 Millionen Dollar zur Modernisierung der russischen Präsenz im Hafen vor. Tartus ist nicht nur Russlands einziger Hafen im Mittelmeer, sondern auch ein wichtiges logistisches Drehkreuz für militärische Operationen in Afrika.
Berichten zufolge, die bereits seit Wochen zirkulieren, begann Russland mit einem Abzug aus Tartus. Der ukrainische Militärgeheimdienst berichtete, dass russischen Schiffen die Einfahrt in den Hafen verweigert wurde. Diese Informationen wurden vom US-Thinktank Institut für Kriegsstudien (ISW) bestätigt, das feststellte, dass russische Marineschiffe Mitte Dezember vollständig aus Tartus ausliefen. Satellitenbilder zeigen Kolonnen russischer Ausrüstung, die seit dem 17. Dezember für den Abtransport vorbereitet wurden.
Vertrag mit Stroytransgaz beendet
Der neue syrische Staat hat den zuvor geschlossenen 49-jährigen Investitionsvertrag mit Stroytransgaz gekündigt. Riad Judy, der Direktor des Zollamts von Tartus, bestätigte, dass die Einnahmen aus den Hafenoperationen nun dem syrischen Staat zugutekommen. Diese Entscheidung zielt darauf ab, den Einfluss Moskaus in Syrien erheblich zu verringern. Russland hatte versucht, seinen Einfluss durch Gespräche mit der Rebellengruppe Hayat Tahrir Al-Sham (HTS) zu sichern.
Tartus war für Russland nicht nur eine bedeutende militärische Basis, sondern diente auch als wichtiger Tankstopp im Mittelmeer. Die Entwicklung löst in Expertenkreisen Besorgnis aus, zumal der Abzug der russischen Kriegsschiffe auch das Machtgleichgewicht in der Region beeinflussen könnte. Analysten deuten die Kündigung des Vertrages als Reaktion auf westliche Koordinierungsbemühungen an, die darauf abzielen, den Einfluss Russlands in Syrien zu reduzieren.
Folgen für die russische Präsenz
Mit dem Abzug aus Tartus stellt sich die Frage, wohin die russischen Schiffe als Nächstes fahren werden und wie sich die Beziehungen zwischen Russland und Syrien entwickeln. Wichtige Experten, darunter der Politologe Mark Galeotti, betonen die strategische Bedeutung der beiden Stützpunkte in Syrien für Russlands Aktivitäten im Mittelmeer und in Afrika. Während der Luftwaffenstützpunkt Hmeimim weiterhin aktiv genutzt wird, sind laut Berichten keine Anzeichen einer vollständigen Evakuierung zu erkennen.
Russland hat zuletzt HTS als „Rebellen“ bezeichnet, nachdem sie zuvor als „Terroristen“ klassifiziert wurden. Dies könnte auf eine veränderte diplomatische Strategie hindeuten. Der Kreml hofft, durch Verhandlungen mit HTS deren Abhängigkeit von der Türkei zu diversifizieren, auch wenn Experten in Frage stellen, ob HTS schnell als Verbündeter Russlands agieren kann.
Die Situation in Syrien ist ein weiteres Beispiel für die dynamischen geopolitischen Veränderungen in der Region, die sowohl Russlands militärisches Engagement als auch die Stabilität der syrischen Regierung betreffen. Die russische Militärpräsenz und deren Zukunft bleiben daher auch in den kommenden Monaten ein zentrales Thema in der internationalen Politik.
Der Verlust des Hafens könnte schwerwiegende Konsequenzen für Russland haben, nicht nur in militärischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf seine internationalen Beziehungen und Strategien in der Region. Experten glauben, dass Russland unter den gegenwärtigen Umständen möglicherweise keine vergleichbaren militärischen Machenschaften wie in Syrien in anderen Ländern, wie Libyen, Mali oder dem Sudan, aufbauen kann.
Zusammenfassend zeigt die Beendigung des Vertrags über Tartus, wie fragil und dynamisch die geopolitischen Verhältnisse in dieser Region sind, und eröffnet die Frage, wie Russland seine militärischen Ambitionen künftig gestalten wird. Die Entwicklung könnte auch Auswirkungen auf die militärische Lage in der Ukraine haben, obgleich Experten die Möglichkeit einer signifikanten Eröffnung einer zweiten Front als gering einschätzen.