
Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Kroatien findet am 12. Januar 2025 statt. Der Amtsinhaber Zoran Milanovic, der zuvor als Regierungschef von 2011 bis 2016 gedient hat, tritt gegen Dragan Primorac von der nationalkonservativen HDZ an. Milanovic, der als der populärste Politiker des Landes gilt, erhielt in der ersten Wahlrunde am 29. Dezember 2024 49,2 % der Stimmen, während Primorac lediglich 19,4 % erreichte. Aktuelle Nachwahlbefragungen zeigen Milanovic mit 50,7 % der Stimmen auf dem Weg zum Wahlsieg. Bei einem Sieg könnte Milanovic für weitere fünf Jahre im Amt bleiben, trotz der vorherrschenden Kritik, die seine Amtszeit rund um Korruption und politische Spaltung umgibt.
Die Wahlkampagne wurde von scharfen verbalen Auseinandersetzungen geprägt. Milanovic, der sich mit provokanten Äußerungen und einer aktivistischen Wahlstrategie profile, kritisierte Primorac scharf und bezeichnete ihn unter anderem als „totalen Analphabeten“. Primorac hingegen versucht, sich als vernünftiger Kandidat zu präsentieren und wirft Milanovic vor, das Land zu spalten. Diese gegenseitigen Attacken sind Teil eines intensiven Wahlkampfs, der zunehmend von Beleidigungen und persönlichen Angriffen dominiert wird, wie Tagesschau berichtet.
Herausforderungen für die Kandidaten
Kroatien kämpft zurzeit mit einer hohen Inflation, Korruption und einem Arbeitskräftemangel. Diese Themen beeinflussen auch das Wahlverhalten, insbesondere unter jungen Wählern, die Schwierigkeiten haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Milanovic stellt in seinen Reden oft die Unterstützung der Ukraine in Frage und kritisiert die EU sowie die HDZ-Regierung scharf. Ferner wird ihm pro-russische Rhetorik vorgeworfen, während er sich gleichzeitig als „Stimme des Volkes“ inszeniert, die gegen Korruption kämpft.
Dragan Primorac, ein erfahrener Mediziner mit einer Professorenlaufbahn in Kroatien, den USA und China, wird von der HDZ als charismatischer Vertreter von Familienwerten und Patriotismus positioniert. Trotz seiner beeindruckenden Biografie hat er in der Wählerschaft Schwierigkeiten, bei den jungen Leuten Anklang zu finden. Er wird von vielen als weniger charismatisch und politisch abwesend wahrgenommen, was seine Wahlchancen weiter gefährdet. Aktuelle Umfragen zeigen Milanovic mit einer Unterstützung von rund 35-40 %, während Primorac bei etwa 20-25 % liegt, berichtet Freiheit.
Politischer Kontext und Ausblick
Die Bedeutung der Präsidentschaftswahlen wird nicht nur im nationalen Rahmen, sondern auch auf europäischer Ebene gesehen. Kroatien hat eine Rolle als stabilisierender Faktor in der Region, obwohl viele Wähler immer noch die Korruption des Machtapparates der HDZ kritisch beleuchten. Mit Milanovic an der Spitze könnte sich der gegenwärtige politische Kurs weiter verändern, da er sich eindeutig gegen die bestehende Regierung und deren Politik stellt. Der Einfluss ausländischer Akteure wie die EU-Staatsanwaltschaft EPPO spielt eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Korruption.
Die politischen Spannungen zwischen Milanovic und dem amtierenden Premier Andrej Plenkovic helfen letzteren, seine parlamentarische Mehrheit aufrechtzuerhalten. Während Primorac versucht, die wirtschaftliche Bilanz seiner Partei zu verteidigen, geht es für Milanovic darum, Krisen und die zunehmende Auswanderung der jüngeren Generationen als zentrale Themen zu adressieren. Die kommenden Wahlen, insbesondere die Kommunalwahlen im Mai 2025, könnten entscheidend über den Aufstieg oder Niedergang liberaler Parteien in Kroatien entscheiden, wie fr.de hervorhebt.