
Soziale Medien nehmen im politischen Diskurs eine immer wichtigere Rolle ein, doch ihre tatsächliche Wirkung auf Wahlentscheidungen bleibt umstritten. Ein Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl am 23. Februar 2025 zeigt, wie Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook sowohl als propulsive Kräfte als auch als potenzielle Störfaktoren agieren können. Tagesschau berichtet, dass die AfD und ihre Jugendorganisation Junge Alternative die aktivsten Akteure auf TikTok sind und radikale Ansichten verbreiten, um Likes und Shares zu generieren. Selbst Elon Musk hat auf der Plattform X seine Unterstützung für die AfD signalisiert, was die Relevanz sozialer Medien im politischen Raum unterstreicht.
Dennoch sind Experten skeptisch, was den Einfluss sozialer Medien auf die Wahlentscheidung angeht. Judith Möller, Professorin für empirische Kommunikationsforschung, hebt hervor, dass Wahlentscheidungen von vielen Faktoren abhängig sind, nicht nur von sozialen Medien. Sie und weitere Fachleute halten den Einfluss auf die Bundestagswahl für gering. Andreas Jungherr, Professor für Politik und Digitale Transformation, weist darauf hin, dass kurzfristige Social-Media-Kampagnen zwar Aufmerksamkeit erregen, aber nicht entscheidend für die Wahl sind. Die Informationen, die soziale Medien verbreiten, wirken kumulativ und beeinflussen langfristig die Meinungsbildung.
Meinungsbildung und Mediennutzung
Die Diskussion in sozialen Medien tendiert zunehmend nach rechts, was die Gefahr einer einseitigen Meinungsbildung mit sich bringt. DW führt aus, dass die AfD schon früh in sozialen Medien aktiv war und deren Strategien erfolgreich adaptiert hat. Ein Beispiel dafür sind die Videos der AfD-Bundestagsfraktion, die 2022 und 2023 durchschnittlich über 430.000 Aufrufe verzeichneten, während die CDU/CSU nur etwa 90.000 Aufrufe erzielte.
Der Einfluss von sozialen Medien ist jedoch nicht nur auf die AfD beschränkt. 50% der Erstwähler gaben im Bundestagswahlkampf 2021 an, ihre Informationen hauptsächlich über soziale Medien zu beziehen. Diese Entwicklung birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Soziale Medien können neue Bewegungen sichtbar machen, doch erreichen sie oft nur den eigenen Anhang. Das bedeutet, dass Falschinformationen besonders dann verankert werden, wenn sie bestehenden Überzeugungen entsprechen.
Faktoren der Informationsverbreitung
Mark Zuckerberg plant, die Faktenprüfung durch Community-Notizen zu ersetzen, was die Verbreitung von Falschinformationen weiter begünstigen könnte. Experten warnen davor, dass durch die Verzerrung der Realität die gesellschaftlichen Bruchlinien sichtbarer werden, dabei aber oft nicht korrekt abgebildet sind. bpb erklärt, dass soziale Medien sowohl demokratische als auch antidemokratische Zwecke bedienen. Es mangelt an klaren Studien, die den Zusammenhang zwischen Nutzung sozialer Medien und der Polarisierung eindeutig belegen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Nutzung sozialer Medien nicht nur politische Meinungen beeinflusst, sondern auch die Wahrnehmung von Themen verändert. Der Umgang mit sozialen Medien erfordert eine verstärkte Medienkompetenz sowie politische Regulierung, um sowohl die Chancen der Demokratisierung zu nutzen als auch die Risiken der Fragmentierung zu minimieren. Die kommende Bundestagswahl wird die Herausforderung der sozialen Medien und deren Einfluss auf das Wahlverhalten erneut auf die Probe stellen.