
Die russisch-orthodoxe Kirche sieht sich in der Tschechischen Republik zunehmenden Herausforderungen gegenüber. Angesichts der politischen Spannungen, die durch den Ukraine-Konflikt und die anschließenden Sanktionen gegen Russland entstanden sind, hat die Kirche Schritte unternommen, um ihre Aktivitäten zu erhalten und dem Druck der tschechischen Behörden zu entgehen. Laut tagesschau.de wird die russisch-orthodoxe Kirche von mehreren EU-Staaten sanktioniert, da sie die Politik von Präsident Wladimir Putin unterstützt.
Ein zentraler Aspekt dieser Situation ist die Übertragung von Eigentum der Kirche an die ungarische Eparchie, die seit Jahresbeginn erfolgt. Dieses Vorgehen wurde von den tschechischen Behörden überprüft, jedoch nicht gestoppt. Die tschechische Regierung plant eventuell, das Eigentum der Kirche einzufrieren, während die Kirche in der Zwischenzeit ihre öffentlichen Gottesdienste fortsetzt.
Geheime Aktivitäten und Exil
Die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Karlsbad, bekannt für ihre goldenen Kuppeln, ist ein bedeutendes Gotteshaus, das auch in den Fokus geraten ist. Investigativjournalist Jiri Hynek berichtete, dass die russisch-orthodoxe Kirche in Karlsbad möglicherweise für Geheimdienstaktivitäten genutzt wird. Berichten zufolge sind russische Spione in der Region aktiv und könnten Separatisten innerhalb der EU unterstützen.
Ein weiterer markanter Vorfall war die Ausweisung des Vertreters der Kirche, Nikolaj Lischtschenyuk. Er wurde beschuldigt, Aktivitäten durchzuführen, die nicht mit der Sicherheit Tschechiens vereinbar sind. Sein Anwalt wies jedoch die Vorwürfe zurück und klagt gegen den Entzug seiner Aufenthaltserlaubnis. Lischtschenyuk hatte zuvor maßgeblich am Wiederaufbau der Kirche mitgewirkt und wurde dafür mit der Ehrenbürgerschaft von Karlsbad ausgezeichnet, die ihm mittlerweile aber wieder entzogen wurde.
Religiöse Spaltungen und die Rolle der Kirchen
Die russisch-orthodoxe Kirche hat nicht nur Einfluss auf die eigenen Gläubigen, sondern auch auf die tschechisch-orthodoxe Kirche, die über 40.000 Mitglieder hat. Der Ukraine-Konflikt hat zu bestehenden Spaltungen unter den Gläubigen geführt, was den gesellschaftlichen Frieden zusätzlich belastet. Der Moskauer Patriarch Kyrill, der als Teil des Repressionsapparats des Kreml angesehen wird, wird ebenfalls mit Sanktionen belegt. Er glorifiziert den Angriff auf die Ukraine und bezeichnet gefallene Soldaten als „Märtyrer“.
In einem breiteren Kontext betrachtet der Artikel auf bpb.de die Beziehung zwischen Religion und Konflikten. Es wird darauf hingewiesen, dass religiöse Differenzen oft nicht die primären Konfliktursachen darstellen; vielmehr dominieren politische und ökonomische Faktoren. Dennoch können religiöse Traditionen als Mobilisierungsressourcen fungieren und die Gewaltbereitschaft in Konfliktsituationen erhöhen.
Eine erfolgreiche Friedenspolitik muss daher die Instrumentalisierung religiöser Gemeinschaften verhindern und moderate religiöse Interpretationen fördern. Dies könnte in Tschechien zu einer Stabilisierung der Lage beitragen und dazu, die russisch-orthodoxe Kirche auf einen Weg der Akzeptanz und des friedlichen Zusammenlebens zu bringen.