
Am Kilimandscharo wird zurzeit ein umfassendes Forschungsprojekt durchgeführt, das die Beziehung zwischen Mensch und Natur untersucht. Hauptziel der Initiative ist es, das Potenzial von Organisationen, Projekten und Initiativen im sozial-ökologischen System des Kilimandscharo für mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu analysieren. Dabei stehen die Werte, Ziele und Wissensnutzungen der beteiligten Akteure im Fokus. Dies berichtet Leuphana.
Das Projekt wird von Natur- und Sozialwissenschaftlern aus 15 Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland, der Schweiz und Tansania koordiniert, unterstützt von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Vorhaben mit 7,3 Millionen Euro finanziert. Der Schwerpunkt liegt auf der nachhaltigen Nutzung des unikalen Lebensraums in Ostafrika mit Blick auf die Lebensqualität von über 1,2 Millionen Menschen. Hierbei werden verschiedene Ökosystemleistungen wie Nahrung, Rohstoffe, Medizin, Klimaregulierung und spirituelle Orte bewertet Senckenberg.
Forschungsmethoden und Erkenntnisse
In der ersten Phase der Forschung wurden über 620 kontextbezogene Befragungen durchgeführt. Darin wurden Landwirte, Naturschützer, Reiseleiter und Touristen zu ihren Beziehungen zur Natur befragt. Anhand der Methode „Photovoice“ drückten die Teilnehmenden ihre Perspektiven mittels Fotos aus. Die Analyse offenbarte, dass innerhalb derselben sozialen Gruppe unterschiedliche Beziehungen zur Natur bestehen, beispielsweise zwischen Bauern in der Nähe des Nationalparks und im Flachland Leuphana.
Im weiteren Verlauf des Projektes sollen auch politische Rahmenbedingungen und Nutzungskonflikte im Zusammenhang mit der Ökologie untersucht werden. Dieses Vorgehen verfolgt das Ziel, ein detailliertes Gesamtbild der natürlichen und sozialen Komponenten am Kilimandscharo zu entwickeln. Die Ergebnisse werden in einem siebten Teilprojekt zusammengefasst, geleitet von Berta Martín-López und ihrem Team Senckenberg.
Nachhaltige Transformationsstrategien
In Anbetracht der globalen Herausforderungen durch Klima- und Biodiversitätskrisen befürwortet die Forschung am Kilimandscharo eine tiefgreifende sozial-ökologische Transformation. Diese umfasst ein Umdenken in der Wirtschaft, der Gesellschaft, der Politik und individuellen Lebensweisen. Der Schutz der Natur muss in allen gesellschaftlichen Bereichen verankert werden, was von initiierenden Institutionen wie dem BfN als essenziell erachtet wird.
Die Transformation zielt darauf ab, die biologische Vielfalt zu erhalten und die menschliche Existenzgrundlage zu sichern. Es wird ein Methodenmix verwendet, der auch Erkenntnisse aus früheren Projekten integriert, um die Effekte der Digitalisierung und deren Einfluss auf Naturschutzmaßnahmen zu untersuchen. Die praktischen Ergebnisse sollen nicht nur lokal, sondern auch für andere Teile Afrikas und der Welt von Bedeutung sein BfN.