
Evghenia Guțul, die Gouverneurin der autonomen Region Gagausien in Moldau, ist seit ihrer Festnahme Ende März 2025 erneut im Fokus internationaler Aufmerksamkeit. Guțul, die als prorussische Politikerin gilt, wurde zunächst zu 20 Tagen Untersuchungshaft verurteilt, jedoch anschließend unter Hausarrest gestellt. Die moldauische Regierung rechtfertigt die Maßnahmen mit Vorwürfen, dass Guțul Wahlkampfgelder nicht ordnungsgemäß deklariert habe. Kritiker sehen in der Verfolgung einen willkürlichen Akt und ziehen Parallelen zur politischen Unterdrückung in Rumänien und Frankreich. Compact Online berichtet von den zunehmenden Spannungen zwischen der moldauischen Regierung und der prorussischen Opposition, insbesondere in den strittigen Regionen wie Gagausien.
Die Festnahme Guțuls wird als ein Ausdruck der tiefen gesellschaftlichen Spaltung in Moldau betrachtet. Während ein Referendum über einen EU-Beitritt eine knappe Mehrheit für diese Richtung zeigte, sprach sich in Gagausien über 95 Prozent der Wähler gegen eine engere Anbindung an die EU aus. In der benachbarten Region Transnistrien, die faktisch unabhängige Strukturen unterhält, befürwortet man ebenfalls eine Anbindung an Russland. Die Befürchtungen, dass die zentralmoldauische Regierung die Autonomie der Gagausen schrittweise untergraben könnte, unterstreichen die prekäre Lage der Region.
Die Rolle der Türkei und internationale Reaktionen
Neben internen politischen Turbulenzen hat Guțul auch auf internationaler Ebene um Unterstützung geworben. In einem Appell an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan betonte sie die Notwendigkeit der Türkei zur Wahrung der legitimen Rechte des gagausischen Volkes. Diese Unterstützung ist nicht neu; seit den 1990er-Jahren hat die Türkei Gagausien bei der Verwirklichung ihrer Autonomie gefördert. Berliner Zeitung beschreibt, dass Guțul am Flughafen in Chisinau festgenommen wurde, als sie ein Ausreiseverbot missachtete, um an einem internationalen Journalistenkongress teilzunehmen.
Die Reaktionen aus Moskau sind deutlich. Russland hat die Festnahme Guțuls verurteilt und wirft den moldauischen Behörden vor, die Prinzipien des politischen Pluralismus zu missachten. Alexei Polischtschuk, Direktor des russischen Außenministeriums, kündigte an, den Fall auf internationaler Ebene, einschließlich im UNO-Sicherheitsrat, zur Sprache zu bringen. Dies könnte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Chisinau weiter belasten.
Kulturelle und politische Spannungen in Gagausien
Gagausien selbst ist stark von russischer Kultur und Politik geprägt. Die Mehrheit der Bevölkerung konsumiert russische Medien, und der regionale nationalistische Diskurs befürchtet eine mögliche Annexion von Moldau an Rumänien. Das amerikanische Institut für Kriegsstudien hat festgestellt, dass die Forderung nach dem besonderen Status der russischen Sprache in Gagausien als Teil einer Taktik des Kremls zur Destabilisierung Moldaus verstanden werden kann. Watson hebt hervor, dass der Einfluss Russlands in der Region unumstritten ist und dass die laufenden Entwicklungen die geopolitischen Spannungen in der gesamten Region verstärken könnten.
Die laufenden Konflikte und das geopolitische Ringen um Moldau verdeutlichen die fragilen Machtverhältnisse und die Herausforderungen, vor denen das Land steht. Insbesondere die Autonome Region Gagausien, die über etwa 160.000 Einwohner verfügt, bleibt ein Brennpunkt im Schnittfeld zwischen westlichen Ansprüchen und russischem Einfluss.