
Am 31. Januar 2025 äußerte sich Irans Außenminister Abbas Araghchi in einem Interview mit Al Jazeera zu aktuellen Spannungen in der Region. Er warnte, dass ein militärischer Angriff der USA oder Israels auf Irans Nuklearanlagen zu einem umfassenden Krieg führen könnte. Diese Aussagen kommen in einem Umfeld, in dem in den letzten Monaten die Spannungen und militärischen Aktivitäten in der Region erheblich zugenommen haben.
Araghchi bezeichnete einen solchen militärischen Übergriff als „einen der größten historischen Fehler, den die USA machen könnten“. Er betonte die Entschlossenheit Irans, „sofort und entschieden“ auf einen Angriff zu reagieren. Dies fügt sich in die Bedenken vieler Iraner ein, dass US-Präsident Donald Trump während seiner zweiten Amtszeit möglicherweise Israel ermutigen könnte, gegen Iran vorzugehen.
Humanitäre Krise in Gaza
In der gleichen Zeit besprach Araghchi in Doha mit dem katarischen Premierminister Sheikh Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani regionale Themen und lobte die Vermittlungsrolle Katars beim Erreichen eines Waffenstillstands in Gaza. Die humanitäre Krise in Gaza ist katastrophal: Seit dem 7. Oktober 2023 wurden mindestens 47.460 Palästinenser getötet und 111.580 verletzt. Gleichzeitig starben mindestens 1.139 Israelis während der Angriffe von Hamas, während mehr als 200 Menschen als vermisst gelten.
Die Zerstörungen und der Anstieg der Zivilopfer haben viele Palästinenser für ihren Widerstand gestärkt. Araghchi erklärte zudem, dass die Palästinenser trotz der verheerenden Angriffe „Sieg“ errungen hätten. Die meisten der 2,3 Millionen Einwohner Gazas sind mittlerweile vertrieben worden, was die Dringlichkeit humanitärer Hilfe unterstreicht.
Iranische Außenpolitik und regionale Stabilität
Die iranische Außenpolitik hat sich seit der Gründung der Islamischen Republik 1979 stark auf den Nahen und Mittleren Osten konzentriert. Der geopolitische Aufstieg Irans seit der US-Intervention im Irak 2003 ermöglicht ihm einen besseren Zugang zur Levante und zur Ostküste des Mittelmeeres, während die Rivalität mit Saudi-Arabien und der Einfluss der USA weiterhin als Bedrohung wahrgenommen werden.
Nach Berichten des Critical Threats Project könnte Iran, falls die E3-Staaten (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Deutschland) vor Oktober 2025 „Snapback“-Sanktionen gegen das Land auslösen, darüber nachdenken, ein Atomwaffenprogramm zu verfolgen. Dies wirft Fragen zur zukünftigen Stabilität der Region auf.
Militärische Aktivitäten und Alliierte
In der Zwischenzeit haben militärische Übungen und die Präsenz von Iran in Syrien zugenommen. Der Iran hat sein Engagement in der Unterstützung des Regimes von Bashar al-Assad aufrechterhalten und ist weiterhin in den Konflikt verwickelt, um seinen Einfluss zu sichern. Die Quds-Brigaden sind entscheidend für militärische und geheimdienstliche Operationen außerhalb Irans und spielen eine Schlüsselrolle in diesem Bestreben.
Die Komplexität der regionalen Politik wird zusätzlich durch militärische Spannungen zwischen Iran und Israel sowie durch die türkische Kurdenpolitik verstärkt. Strategische Entscheidungen werden vom Obersten Nationalen Sicherheitsrat Irans getroffen, während die Beziehungen zu nicht-staatlichen Akteuren wie der Hisbollah und militanten Gruppen im Gazastreifen aufrechterhalten werden, um den Einfluss der USA und Israels einzuschränken.
Die zahllosen Herausforderungen, mit denen Iran konfrontiert ist, erfordern langfristige Strategien zur Wahrung der Stabilität. Die Notwendigkeit für Deeskalationsgespräche könnte in der aktuellen geopolitischen Lage letztlich dazu führen, dass ein regionaler Sicherheitsdialog initiiert wird. Doch die realen Gefahren eines großen Konflikts bleiben hoch.