
Am 10. Februar 2025 wartete der ehemalige Landrat Michael Busch in der Notaufnahme des Coburger Sana-Klinikums ganze sieben Stunden. Mit Fieber und einer Lungenentzündung war er in die Klinik gekommen und klagte über Atembeschwerden. In einem offenen Brief äußerte Busch seine Kritik an der Organisation der Notaufnahme. Er stellte fest, dass auch andere Patienten lange Wartezeiten erdulden mussten und häufig unzureichend informiert wurden. Diese Erfahrungen platzierten ihn im Fokus einer breiteren Diskussion über die Missstände im deutschen Gesundheitssystem. Auch zahlreiche Leser teilten in Kommentaren unter einem Facebook-Post ähnliche Erlebnisse bezüglich der Wartezeiten in verschiedenen Kliniken.[InFranken] berichtet, dass Busch ein „konstruktives Gespräch“ mit der Klinikleitung führte, um auf die Mängel hinzuweisen.
Die Probleme im Gesundheitssystem sind nicht neu. Insbesondere lange Wartezeiten, der akute Personalmangel und die negativen Auswirkungen von Privatisierungen werden immer wieder thematisiert. Viele Leser kritisierten, dass Buschs Anmerkungen als elitär wahrgenommen wurden, da er selbst in der Politik tätig war und die Probleme seit vielen Jahren bekannt sind. Veränderung könnte durch die Krankenhausreform eintreten, die bis 2029 schrittweise umgesetzt werden soll. Sie hat das Ziel, die Bedingungen im Gesundheitssystem zu verbessern und den finanziellen Druck auf Krankenhäuser zu verringern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versicherte, dass die Reform auch die Beitragssätze zur Krankenversicherung stabilisieren und die Behandlungsqualität erhöhen soll.
Reform der Notfallversorgung
Parallel zu diesen Entwicklungen wird der Bundestag am Mittwoch über einen Gesetzesentwurf zur Reform der Notfallversorgung beraten. In einer ersten Lesung sollen Maßnahmen vorgestellt werden, die auf eine Entlastung der überfüllten Notaufnahmen abzielen. Viele Patienten suchen derzeit ohne medizinischen Notfall Hilfe in Notaufnahmen, was die Situation stark verschärft. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass Patienten an einem Tresen im Krankenhaus vorsortiert werden. Je nach Dringlichkeit könnten sie entweder in die Notaufnahme oder zu einer Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung geschickt werden.[WDR] informiert, dass diese Notfallpraxen oft direkt an Krankenhäuser angebunden sind und so eine bessere Versorgung ermöglichen sollen.
Ein wichtiges Element der Reform ist die telefonische Vorsortierung über die 116 117: Patienten erhalten hier Empfehlungen, die zu einer bevorzugten Behandlung in der Notaufnahme führen können. Für lebensbedrohliche Fälle bleibt die Notrufnummer 112 bestehen. Dennoch äußern Experten Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit der Reform, vor allem im Hinblick auf das bereits bestehende Personalproblem im Gesundheitswesen. Es wird gefordert, mehr Fachkräfte in das System zu integrieren. Integrierte Notfallzentren (INZ) könnten als zentrale Anlaufstellen für die medizinische Erstversorgung flächendeckend eingerichtet werden.
Wirtschaftliche und psychische Aspekte
Gesundheitsexperten befürworten zwar eine Reform der Notfallversorgung, jedoch gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Effizienz und der Einsparungen, die damit angestrebt werden.[Bundestag] berichtet, dass der AOK-Bundesverband eine Synchronisierung der Notfallreform mit anderen Gesetzgebungen wie der Krankenhausreform fordert. Dies sei essenziell, um die ambulante Akutversorgung zu stärken und um sicherzustellen, dass alle Anliegen berücksichtigt werden. Die Bundespsychotherapeutenkammer macht zudem geltend, dass psychische Krisen in der Notfallversorgung ebenfalls Berücksichtigung finden müssen.
In diesem Zusammenhang warnen Experten vor bürokratischen Eingriffen in die ärztliche Freiberuflichkeit und dem Risiko eines Flickenteppichs von Regelungen. Der Deutsche Landkreistag und das Deutsche Rote Kreuz kritisieren auch die Einbeziehung des Rettungsdienstes im SGB V und betonen die Notwendigkeit ausreichender Kapazitäten für die Reform. Der Gesetzentwurf soll schließlich die Abstimmung der drei Versorgungsbereiche: vertragsärztlicher Notdienst, Notaufnahmen und Rettungsdienste verbessern und dazu führen, dass akute Fälle effizienter vermittelt werden.