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Erdogans Schatten! Proteste in der Türkei fordern Freiheit und Gerechtigkeit

Am 30.03.2025 protestieren Bürger in Istanbul gegen Präsident Erdogan, der seit Jahren an der Macht ist. Die Demonstranten fordern die Freilassung des inhaftierten Bürgermeisters und kritisieren Erdogans autoritäre Herrschaft.

Recep Tayyip Erdoğan, der seit dem 28. August 2014 als zwölfter Präsident der Republik Türkei regiert, hat eine bewegte politische Karriere hinter sich, die tief in der türkischen Geschichte verwurzelt ist. Geboren am 26. Februar 1954 in Istanbul als Sohn eines Küstenschiffers, wuchs er in einem ärmlichen Vorort auf. Sein Weg in die Politik war geprägt von verschiedenen Wendepunkten, die ihn von einem talentierten Fußballer, dessen Möglichkeiten von einem strengen, religiösen Vater eingeschränkt wurden, bis zu einem der mächtigsten Männer der Türkei führten. Trotz seiner frühen Hemmungen entdeckte er an einer Religionsschule sein Talent für die Rhetorik und machte bereits als Bürgermeister von Istanbul auf sich aufmerksam, insbesondere während des ISKI-Skandals, der ihn ins Rampenlicht rückte.

Mit der Gründung der Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP) im Jahr 2001 begann Erdoğan seine politische Karriere in neuer Form. Nachdem die AKP bei den Parlamentswahlen 2002 einen überwältigenden Wahlsieg errang, setzte er seinen Parteikollegen Abdullah Gül als Ministerpräsidenten ein, da er aufgrund eines vorangegangenen Politikverbots selbst nicht kandidieren konnte. Gül erwirkte eine Aufhebung des Verbots, und Erdoğan wurde am 12. März 2003 Ministerpräsident. Unter seiner Führung öffnete sich die Türkei dem Westen, schaffte die Todesstrafe ab und strebte eine Annäherung an die EU an. Die türkische Regierung tilgte 2009 alle Schulden beim IWF und der Weltbank, die sich über 50 Jahre angesammelt hatten.

Die Schattenseiten der Ära Erdoğan

Die Regierungszeit Erdogans war jedoch nicht nur von Erfolgen geprägt. 2013 entbrannten landesweite Proteste gegen seine Regierung, die lautstark gegen ein umstrittenes Bauprojekt im Gezi-Park protestierten. Diese Proteste, die oft als „Türkischer Frühling“ bezeichnet werden, eskalierten infolge von Polizeigewalt. In den folgenden Jahren kam es zu Korruptionsvorwürfen gegen Erdoğan und seine Regierung, die unter anderem durch einen belastenden Mitschnitt eines Telefonats mit seinem Sohn ins Licht der Öffentlichkeit gerieten.

Erdoğan übernahm 2014 das Präsidentenamt und baute seine Machtbasis durch eine umstrittene Verfassungsänderung im Jahr 2017 weiter aus, die die exekutive Befugnisse des Präsidenten stärkte. Dies führte zu einem viel kritisierten Präsidialsystem. Kritiker aus der EU bemängelten, dass Erdogans Herrschaft zunehmend autoritäre Züge annahm, dies hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Politik fortzusetzen, während er gleichzeitig die Türkei militärisch in Syrien intervenieren ließ.

Proteste 2025 und die gespaltene Gesellschaft

Das aktuelle Jahr 2025 bringt erneut Proteste in der Türkei mit sich. Während viele Bürger in Istanbul gegen die Regierungsführung von Erdoğan und die politischen Zustände auf die Straße gehen, fordern sie insbesondere die Freilassung des inhaftierten Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, der als Erdogans gefährlichster Herausforderer gilt. Diese jüngsten Proteste erinnern an frühere Unruhen, wie den „Marsch der Gerechtigkeit“ im Jahr 2017, bei dem etwa eine Million Menschen für Gerechtigkeit und gegen die Unterdrückung demonstrierten. Trotz der wachsenden Unzufriedenheit bleibt die europäische Reaktion auf diese Proteste zurückhaltend. Grund dafür ist die strategische Rolle, die Erdoğan im Kontext des Ukraine-Konflikts sowie in den geopolitischen Spannungen des Nahen Ostens spielt.

Die innenpolitische Lage der Türkei ist geprägt von extremer Polarisierung und einer wachsenden Skepsis unter den Bürgern, ob Erdoğan tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden kann. Die in den letzten Jahren eingeleiteten Reformen zur Demokratisierung scheinen nicht den gewünschten Erfolg zu bringen. Stattdessen sieht sich die Regierung immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, die Pressefreiheit massiv eingeschränkt zu haben, und viele fordern eine Rückkehr zu einem offeneren und demokratischen politischen System.

Der Weg, den Recep Tayyip Erdoğan eingeschlagen hat, ist nicht frei von Kontroversen und Herausforderungen. Doch trotz der Schwierigkeiten und der wachsenden Proteste bleibt er ein zentraler Akteur in der türkischen Politik und hält an seinen Ambitionen fest, die Nation in eine neue Ära zu führen.

Für mehr Informationen über die Entwicklung Erdogans und seiner Politik verweisen wir auf relevante Quellen: Rosenheim24, NZZ, Wikipedia.

Referenz 1
www.rosenheim24.de
Referenz 2
www.nzz.ch
Referenz 3
de.m.wikipedia.org
Quellen gesamt
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