
Ecuador steht vor entscheidenden Präsidentschaftswahlen, in denen der amtierende Präsident Daniel Noboa gegen die Linke Anwältin Luisa González antreten wird. Noboa, der als „Kämpfer“ für Recht und Ordnung gilt, hat sich auf harte Maßnahmen gegen Drogenkartelle fokussiert, doch die Gewalt im Land bleibt hoch. Dies verdeutlicht die akute Sicherheitskrise, die Ecuador seit der Zunahme gewalttätiger Verbrechen plagt.
Daniel Noboa, Erbe eines Vermögens aus dem Bananenhandel, trat 2023 in die Politik ein und gewann die Wahl mit 44,17% der Stimmen in der ersten Wahlrunde. González folgte dicht mit 44% und hatte zuvor nur knapp gegen Noboa verloren. Diese wiederholte Wahl ist für beide Kandidaten von enormer Bedeutung, nicht zuletzt wegen der besorgniserregenden Sicherheitslage. Im Januar 2025 verzeichnete Ecuador mit 750 Morden den blutigsten Monat in seiner Geschichte. Trotz der Anstrengungen, die Mordrate von 46,18 pro 100.000 auf 38,76 zu senken, bleibt sie im internationalen Vergleich sehr hoch.
Sicherheitslage und Wahlkampf
Die Präsidentschaftswahlen finden unter dem Eindruck schwerer Sicherheitskrisen statt. Über 25 Drogenkartelle kämpfen um Einfluss und Schmuggelrouten, was seit 2019 zu einem stetigen Anstieg der Gewalt geführt hat. In diesem Umfeld hat Noboa notstandsähnliche Maßnahmen ergriffen, um die Drogenbanden zu bekämpfen. Unterstützung erhält er dabei unter anderem von Erik Prince, dem Gründer der Sicherheitsfirma Blackwater, der 650 Polizisten und Militärs für Razzien in Guayaquil mitgebracht hat. Doch Menschenrechtler kritisieren den vermehrten Missbrauch durch Sicherheitskräfte.
Luisa González, die von Rafael Correa unterstützt wird, hat sich als Gegenkandidatin profiliert. Sie verspricht Reformen im Justizsystem und den Ausbau des Sozialstaates, um Frieden und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Correa polarisiert die Bevölkerung: Während einige ihn für den wirtschaftlichen Aufschwung während seiner Amtszeit loben, sehen andere in ihm einen Teil des Problems, das zur aktuellen Sicherheitskrise geführt hat.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die wirtschaftliche Situation in Ecuador ist miserable. Ende des letzten Jahres waren nur 33,7% der erwerbsfähigen Bevölkerung formal beschäftigt. Stromausfälle und das Fehlen von Arbeitsplätzen, besonders auf dem Land, verschärfen die Probleme. Noboa plant, in den nächsten vier Jahren eine Million Arbeitsplätze zu schaffen, während González mit ihren öffentlichen Bauprojekten sogar zwei Millionen Arbeitsplätze verspricht.
Die Bürger zeigen sich zunehmend besorgt über die Kriminalität und die Ganggewalt, die mit dem Drogenhandel aus Kolumbien und Peru in Verbindung steht. Die nächstgelegene Wahl wird entscheidend sein, um die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Landes zu stellen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheit, der wirtschaftlichen Herausforderungen und der gespaltenen Bevölkerung werden die Stimmen der Wähler entscheidend sein, insbesondere die des Drittplatzierten der ersten Runde.
Insgesamt sind die kommenden Wahlen nicht nur ein Kampf um den Präsidentensitz, sondern auch um die Richtung, in die Ecuador steuern möchte. Ob die Bevölkerung sich für die fortgesetzten harten Maßnahmen Noboa oder die versprochenen Reformen von González entscheidet, wird weitreichende Konsequenzen haben.