
Das taiwanesische Unternehmen Mizo Games hat ein neues Brettspiel mit dem Titel „2045“ veröffentlicht, das den Spielern einen Einblick in eine hypothetische chinesische Invasion Taiwans bietet. Die Veröffentlichung des Spiels ist für diesen Monat in Taiwan sowie für Januar in den USA und Europa geplant. Die Spieler übernehmen dabei verschiedene Rollen, darunter Militärkommandanten, Undercover-Agenten und zivile Widerstandskämpfer, um die Herausforderungen eines Konflikts zu bewältigen. Laut Al Jazeera bietet das Spiel eine Simulation von Ereignissen, die 20 Jahre in der Zukunft stattfinden, und umfasst die zehn Tage vor einem vereinbarten Angriff.
Chang Shao Lian, der Gründer von Mizo Games, betont, dass „2045“ dazu anregen soll, über Strategien zu reflektieren und den Drang zu gewinnen zu spüren. Die Spieler müssen nicht nur Taiwans Verteidigung aufrechterhalten, sondern auch individuelle Ziele ihrer Charaktere erreichen. Dies führt zu einem Interessenkonflikt, da persönliche Erfolge nicht zwangsläufig mit dem Wohl des Landes korrelieren müssen. Laut Chang ist dies besonders relevant im Kontext der zunehmenden militärischen Aktivitäten Chinas in der Nähe Taiwans.
Militärische Spannungen in der Region
Der China-Taiwan-Konflikt hat eine lange Geschichte, die im Chinesischen Bürgerkrieg zwischen 1945 und 1949 wurzelt. Während China Taiwan als abtrünnige Provinz sieht, hat Taiwan diese Souveränitätsansprüche stets abgelehnt. In den letzten Jahren gab es eine spürbare Zunahme von militärischen Übungen Chinas rund um die Insel, die in den Medien oft als provokant wahrgenommen wird. Besonders signifikant waren Chinas Raketenstarts über Taiwan im August 2022 und die großangelegten Militärmanöver im Mai 2024, bei denen über 150 Militärflugzeuge und eine Vielzahl von Marineeinheiten involviert waren, wie Taiwan News berichtet.
Im Dezember 2024 hat das taiwanesische Präsidialamt zur Förderung der Reaktionsbereitschaft zu einem „Tabletop“-Kriegsspiel eingeladen, um die Situation zu simulieren und auf eine mögliche militärische Eskalation vorbereitet zu sein. Taiwans Präsident Lai Ching-te verfolgt eine offensivere Politik gegenüber China und plant, die diplomatischen Beziehungen im Pazifik auszubauen, was Zweifel an der Stabilität der Region aufwirft.
Strategische Überlegungen und internationale Reaktionen
Der aufkommende Konflikt um Taiwan hat auch internationales Interesse geweckt. Der amerikanische Think Tank „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS) hat zahlreiche Simulationen durchgeführt, die die möglichen Folgen eines chinesischen Angriffs untersuchen. Eine solche Simulation zeigt, dass in den ersten drei Wochen eines solchen Einmarschs bis zu 10.000 Opfer auf allen Seiten zu erwarten sind. Zudem wären die USA und ihre Verbündeten voraussichtlich mit hohen Verlusten konfrontiert. Laut Focus sind die Aussichten darauf, dass China Taiwan militärisch zurückerobern kann, wenig vielversprechend, da die Volksbefreiungsarmee beträchtliche Verluste an Schiffe und Kampfflugzeuge erleiden könnte.
In dieser angespannten Situation hat die amerikanische Regierung eine Politik der „strategischen Ambiguität“ in Bezug auf die Verteidigung Taiwans entwickelt, was bedeutet, dass die genauen Bedingungen für ein militärisches Eingreifen nicht klar umrissen sind. Dies wirft Fragen über die tatsächliche Bereitschaft der USA auf, Taiwan im Konfliktfall zu unterstützen. Die geostrategische Lage wird weiter kompliziert durch das Potenzial Nordkoreas, den Konflikt um Taiwan auszunutzen, um eigenen Einfluss in der Region zu fördern.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass „2045“ nicht nur ein Brettspiel ist, sondern auch ein reflektiertes Kunstwerk, das den Spielern helfen soll, sich mit den komplexen geopolitischen Herausforderungen auseinanderzusetzen, die Taiwan derzeit bewältigen muss. Die steigenden Spannungen zwischen Taiwan, China und den USA erfordern ein hohes Maß an strategischer Planung und internationaler Kooperation, um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten.