
Issam Bayan, ein umstrittener Influencer mit kontroversen Ansichten zu Religion und LGBT-Themen, hat kürzlich für Aufregung im Islamischen Kulturzentrum in Graz gesorgt. Er trat vor einem jungen Publikum auf und thematisierte sowohl den Gaza-Konflikt als auch LGBT-Themen. Seine Position ist klar: Homosexuelle Handlungen sind im Islam eine schwere Sünde, die er als vergleichbar mit Mord einstuft. Dieses Engagement fand nicht nur Zustimmung, sondern auch starken politischen Widerstand in der Stadt.
Die Einladung Bayans wurde von der Grazer ÖVP kritisiert, vertreten durch Gemeinderätin Claudia Unger. Sie betonte, dass radikale Ideologien in Graz keinen Platz haben sollten und forderte Bürgermeisterin Elke Kahr sowie Stadtrat Robert Krotzer auf, klare Grenzen für solche Veranstaltungen aufzuzeigen. Krotzer erklärte, dass die Veranstaltung nicht von der Stadt gefördert wurde. Obwohl das Islamische Kulturzentrum eine Jahresförderung von rund 10.000 Euro beantragt hat, wurde diese noch nicht ausgezahlt und ist derzeit eingefroren.
Vorwürfe und Reaktionen
Mahdi Mekic, der Obmann des Islamischen Kulturzentrums, wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass die Veranstaltung nicht die Ideologie von Bayan unterstütze. Er erklärte, dass Bayan eine Figur ist, die insbesondere bei jungen Menschen bekannt ist und über seine Erfahrungen mit Migrationshintergrund spricht. Gleichzeitig agitiert Bayan in sozialen Medien gegen Israel und kritisiert die Berichterstattung deutscher Medien über den Gaza-Krieg. In einem ihrer Videos behauptet er, dass israelische Luftangriffe Kinder getötet hätten.
Die Ansichten des Influencers sind jedoch nicht nur in Graz umstritten. Auf TikTok wurde er für ein Video gesperrt, in dem er ähnliche Äußerungen zu LGBT-Themen machte. Laut manchen Gelehrten sind seine Ansichten sogar noch radikaler, was seine Popularität unter jungen Muslimen betrifft und worauf auch immer wieder hingewiesen wird.
Der Einfluss von Social Media
Die Epidemie islamistisch motivierter Vorfälle, die in den letzten Jahren, insbesondere nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023, anstieg, wird durch sogenannte Influencer wie Bayan verstärkt. Diese nutzen Plattformen wie TikTok, um junge Menschen von ihren Ideologien zu überzeugen. Berichte zeigen, dass der Trend zur Nutzung von TikTok zur Radikalisierung von Jugendlichen als „Tiktokisierung des Islamismus“ bezeichnet wird. TikTok gilt als besonders attraktiv für Extremisten, da die Plattform eine große Nutzerbasis und algorithmische Themengebundenheit bietet, die Inhalte verstärken kann.
Salafistische TikTok-Prediger antworten auf Fragen von Jugendlichen, die sie in ihrem Umfeld nicht stellen können. Diese Antworten werden in kurzen, vereinfacht dargestellten Videos preisgegeben. Professionelle Videos, die an Popkultur und Lifestyle angelehnt sind, tragen zusätzlich zur Verbreitung extremistischer Ansichten bei. Besorgte Angehörige und Freunde können sich an Beratungsstellen wenden, die Unterstützung bieten, um Anzeichen von Radikalisierung zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.
Diverse Beratungsangebote werden durch Programme wie „Demokratie leben!“ gefördert, während das „Violence Prevention Network“ Workshops für Lehrkräfte anbietet. In Anbetracht der Risiko- und Gefahrensituation nach dem Gaza-Konflikt ist die Förderung von Medienkompetenz entscheidend, um mögliche Radikalisierungsprozesse einzudämmen.