
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat sich am Freitag bei dem Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar entschuldigt. Chefredakteur David Biesinger räumte ein, dass Gelbhaar durch nicht ausreichend geprüfte Veröffentlichungen Unrecht getan wurde. Dies geschah inmitten einer Kontroverse über Belästigungsvorwürfe, die letztlich zu Gelbhaars Verzicht auf eine Kandidatur auf der Berliner Landesliste führten und zur Abwahl als Direktkandidat für Berlin-Pankow. Der RBB hatte bereits eine Woche zuvor Teile der Berichte zurückgezogen, nachdem Zweifel an der Identität der Zeugen aufkamen.
Die Situation ist geprägt von schwerwiegenden Fehlern, die der RBB in seiner Berichterstattung eingeräumt hat. Biesinger kündigte eine erste Fehleranalyse sowie eine externe Untersuchung des Vorfalls an. Der RBB nannte drei gravierende Fehler in der Berichterstattung:
- Berichterstattung basierend auf eidesstattlichen Versicherungen ohne ausreichende Überprüfung.
- Ein Verdacht, dass eine grüne Bezirkspolitikerin Gelbhaar unter falscher Identität beschuldigt hat; diese wurde inzwischen von den Grünen und dem RBB angezeigt.
- Eine nachgestellte Szene in der „Abendschau“ vom 31. Dezember 2024, die ein nicht stattgefundenes Treffen mit einer Betroffenen zeigte.
Unzureichende Überprüfungen und juristische Schritte
Zusätzlich gab der RBB zu, dass es Fehler bei der Abnahme des Beitrags gab, da nicht kommuniziert wurde, dass kein persönliches Treffen mit der Quelle stattfand. Dies schädigte die Glaubwürdigkeit der Zeugin. Den Berichten zufolge hat Gelbhaar die Vorwürfe als Lüge und parteiinterne Intrige zurückgewiesen. Am Montag erwirkte Gelbhaar eine einstweilige Verfügung gegen den RBB vor dem Landgericht Hamburg, um die Verbreitung der gegen ihn erhobenen Behauptungen zu stoppen.
Die Aufdeckung solcher Missstände ist wichtig für die Öffentlichkeitsarbeit von Medien, doch sie erfordert sorgfältige Recherche. Der RBB hob hervor, dass einige Frauen an ihren Vorwürfen festhalten, während die genaue Art dieser Vorwürfe jedoch unklar bleibt. Trotz der internen Fehler, die nun untersucht werden, bleibt das Vertrauen in Medien aufgrund solcher Skandale anfällig. In diesem Zusammenhang wird auf die Verantwortung der Journalisten verwiesen, gründlich zu recherchieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu wahren, wie auch von der Webseite Mediadesign betont wird.
Reaktion des Rundfunkrats
In Folge der Situation berief der Rundfunkrat des RBB eine Sondersitzung ein, um die Berichterstattung rund um Gelbhaar zu thematisieren. Diese Sitzung fand am Donnerstag um 18 Uhr statt, wobei bereits am Mittwoch eine Besprechung des Programmausschusses stattgefunden hatte und weiterer Diskussionsbedarf festgestellt wurde. Der Vorfall wirft erneut Fragen über die journalistischen Standards und die Verifikation von Informationen auf, die für die Medienoberfläche in einer funktionalen Demokratie entscheidend sind.
Bei der Berichterstattung über Skandale ist es entscheidend, dass die Medien ihrer Aufgabe als Hüter der Wahrheit nachkommen. Die Verantwortung, die durch gesellschaftliche Entwicklungen und die damit verbundenen Reputationsschäden entsteht, muss ernst genommen werden. Dies gilt insbesondere in Fällen wie dem aktuellen, wo unbegründete Vorwürfe das öffentliche Image und die Karriere eines Politikers stark gefährden können.