
Am 24. Januar 2025 wurde die Statue von Captain James Cook in den östlichen Vororten Sydney erneut vandalisiert. Dies geschah nur wenige Tage vor dem umstrittenen „Australia Day“, der am 26. Januar gefeiert wird. Die Statue wurde mit roter Farbe besprüht und ihre Hand entfernt. Die New South Wales Polizei erhielt am Freitagmorgen Meldungen über die Vandalismusakte und beschlagnahmte mehrere Gegenstände am Tatort. Diese Statue hatte zuvor bereits im Februar des letzten Jahres eine Restaurierung nach einem ähnlichen Vorfall durchlaufen, was erneut die Spannungen um das öffentliche Gedächtnis und die Haltung zur kolonialen Vergangenheit Australiens aufzeigt.
Die Ankunft von Captain Cook in der Sydney Cove im Jahr 1770 markierte einen entscheidenden Moment in der Geschichte Australiens, da dieser den Kontinent für die britische Krone in Besitz nahm. Cook segelte ursprünglich mit der Endeavour und landete zunächst in Botany Bay. Aufgrund einer Schiffsreisepanne wurde die Endeavour am Great Barrier Reef von Korallen festgesetzt, und die Crew musste mehrere Versorgungen über Bord werfen, bevor sie das Schiff nach 24 Stunden befreien konnte. Dies war jedoch nicht das einzige bemerkenswerte Ereignis während Cooks Reise: Botaniker Joseph Banks hatte Gelegenheit, zahlreiche Pflanzen und Tiere, einschließlich eines Kängurus, zu studieren.
Kontroverse um den Australia Day
Der Australia Day wird oft von Protesten indigener Gruppen und deren Unterstützern begleitet, die diesen Tag als „Invasion Day“ oder „Survival Day“ bezeichnen. Historisch markiert dieser Feiertag die Ankunft der Ersten Flotte im Jahr 1788, was unter den indigenen Völkern als Beginn einer gewaltsamen europäischen Kolonisation angesehen wird. Für viele repräsentiert dieser Tag Trauer, Verlust und Scham. Vor der Ankunft der Europäer lebten in Australien über 500 indigene Gruppen, die seit mehr als 60.000 Jahren auf dem Kontinent ansässig waren.
Die Raven machen auf die Traurigkeit aufmerksam, die dieser Tag für die Nachfahren der ursprünglichen Bewohner symbolisiert. Die konservativen und nationalistischen Ansichten, vertreten beispielsweise durch den ehemaligen Premierminister John Howard, lehnen die kritische Interpretation der australischen Geschichte ab und betonen stattdessen eine positive Sichtweise auf die Nation und ihre Entwicklung.
Der lange Schatten der Kolonisation
Die Aborigines lebten seit mindestens 50.000 Jahren in Australien, eine Tatsache, die durch genetische Untersuchungen untermauert wird. Der Zeitraum vor der britischen Kolonisation ist geprägt von einer reichen Kultur und tiefen Verbindungen zur Erde. Der Kontakt zu anderen Kulturen, wie etwa den chinesischen und indischen Händlern sowie indonesischen Fischern, zählte zu den wenigen internationalen Interaktionen, die das Land vor der Ankunft der Europäer erlebte. Der Begriff ‚Terra australis incognita‘ wurde bereits von Claudius Ptolemäus geprägt, lange bevor die ersten europäischen Entdecker, darunter James Cook, die australische Küste sichtbar machten.
Die komplexe Geschichte Australiens spiegelt sich in den aktuellen Debatten über koloniales Erbe und nationale Identität wider. Der Vandalismus an der Statue von Captain Cook kann als eine Reaktion auf diese tief verwurzelten Konflikte gesehen werden, die weiterhin Teil des Dialogs über die australische Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart sind. Diese Ereignisse werfen Fragen über Gedenken, Identität und die Art und Weise auf, wie Geschichte in der australischen Gesellschaft vermittelt wird.