
Die Fasnet im schwäbisch-alemannischen Raum, besonders in Bad Waldsee, ist ein Fest voller Traditionen, Anekdoten und unverwechselbarer Bräuche. In diesem Jahr feiert die Nachtwächtergruppe ihr 100-jähriges Bestehen, eine kleine, aber lebendige Gruppe, die sich als die „kleinste und sympathischste Randgruppe der Narrenzunft Waldsee“ bezeichnet. Büttel Franz Müller, Nachtwächter Thomas Bohner und Tambour Achim Bregler sind die bekanntesten Gesichter dieser Besonderheit.
Traditionell treffen sich die Mitglieder am Gumpigen Donnerstag um kurz nach 8 Uhr vor dem Gästehaus Rössle. Zu diesem Zeitpunkt läuten sie mit ihren Glocken, während sie durch das Wurzacher Tor in die Stadt ziehen und dabei humorvolle Anekdoten erzählen. Müller erinnert sich sogar an eine amüsante Episode, als er seine Glocke zu Hause vergessen hatte. Die Gruppe sorgt mit schwäbischen Liedern und Witzen dafür, dass der Fasnetsgeist für alle spürbar wird.
Aktivitäten und Bräuche der Nachtwächtergruppe
Die Nachtwächtergruppe ist seit etwa 20 Jahren in ihrer aktuellen Konstellation aktiv und besteht aus 30 bis 40 Mitgliedern. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Sie besuchen verschiedene Fasnetshäuser und zahlreiche Institutionen wie Behörden und Banken, um die Bevölkerung zu informieren und zu unterhalten. Dabei werden stets auch die humorvollen Geschichten der Gruppe vorgetragen.
Die Vorbereitung auf den wichtigsten Tag der Waldseer Fasnet ist für die Nachtwächter besonders wichtig. Dabei werden Spuren der vorherigen Nacht überschminkt und falsche Bärte angelegt. Um die körperlichen Strapazen auszugleichen, stehen traditionelle Speisen wie Saitenwürste, Tatarbrötchen, Leberspätzlesuppe und Kalte Ente bereit. Auch die 99-jährige Rita, die den Nachtwächtern früher Kaffee zubereitet hat, ist eine bleibende Erinnerung innerhalb der Gruppe.
- Treffen am Gumpigen Donnerstag vor dem Gästehaus Rössle
- Besuche bei Behörden, Banken und Kneipen
- Traditionelle Speisen zur Stärkung
- Humorvolle Unterhaltung mit Oberbürgermeister Matthias Henne und Bürgermeisterin Monika Ludy
- Verleihung besonderer Orden an ausgewählte Persönlichkeiten
Ein besonderes Highlight der Fasnet ist der „Kußorden“, der an die närrische Damenwelt verliehen wird. Dies geschieht während des großen Umzugs am Fasnetsmontag, der in den frühen Morgenstunden endet. Der letzte Auftritt der Nachtwächter findet am Fasnetsvergraben statt, wenn sie Trauer tragen.
Die Bedeutung der Fasnet im Kontext der Tradition
Die schwäbisch-alemannische Fastnacht, bekannt auch als Fasnad oder Fasnet, hat ihre Wurzeln in Festen zur Aufbrauchung verderblicher Lebensmittel vor der Fastenzeit im 13. Jahrhundert. Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat sich die Fasnet zu einer eigenständigen Tradition entwickelt und wurde im Dezember 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen, wie Wikipedia berichtet.
In der schwäbisch-alemannischen Kultur sind Charakteristika wie die Vermummung der Teilnehmer mit Holzmasken und Kostümen, die über Generationen weitergegeben werden, von großer Bedeutung. Verschiedene Bräuche und Narrenrufe machen die Fasnet zu einem kulturellen Erbe, das sowohl lokale als auch überregionale Bedeutung hat.
Die Nachtwächtergruppe spielt eine entscheidende Rolle in diesem lebendigen Brauchtum und zeigt, dass auch kleine Gemeinschaften bedeutende Beiträge zur Erhaltung der Tradition leisten können. „An den närrischen Tagen sind alle gleich“, betont die Gruppe und schafft somit eine Atmosphäre, in der gesellige Zusammenkünfte und frohes Feiern im Vordergrund stehen.
Für all jene, die mehr über die Traditionspflege und die Faszination der Waldseer Fasnet erfahren möchten, bietet die Narrenzunft Waldsee interessante Einblicke in die Gepflogenheiten der Nachtwächtergruppe. Insgesamt verkörpern die närrischen Tage eine außergewöhnliche Mischung aus Geschichte, Humor und Gemeinschaft.