KulturNorden

Mysteriöse Wurzeln: Woher stammen die Indogermanen wirklich?

Erforschen Sie die Ursprünge der Indogermanen: Ein Blick auf die Theorien von Julius Evola und die Debatte über den nördlichen Ursprung des europäischen Menschentums.

Die Frage nach den Ursprüngen der europäischen Völker und ihrer Kultur ist eine Thematik, die Historiker und Philosophen gleichermaßen beschäftigt. Ein zentrales Werk in dieser Debatte ist „Die Entschlüsselung der Indogermanen-Frage“, das tief in die Diskussion um den Ursprung des Menschentums eintaucht und explizit die Legenden von Herkunft aus Afrika oder den Norden gegenüberstellt.

Besonders hervorgehoben wird die Betrachtung des italienischen Philosophen Julius Evola (1898–1974). Evola, der als Traditionalist und radikaler Denker gilt, vertritt die Auffassung, dass die Menschheit sich in einer Phase des Verfalls befindet, die er als Kali Yuga bezeichnet. Er beschreibt eine Welt, die in vier Zeitalter unterteilt ist: golden, silbern, bronzen und eisern. Laut Evola wird ein neues goldenes Zeitalter durch ein bedeutendes welthistorisches Ereignis eingeläutet, welches mit einer Rückkehr zu einer menschlichen Urkultur und einer Verknüpfung mit nordeuropäischer Symbolik einhergeht.

Mythologische Aspekte und nordischer Ursprung

Evola zitiert historische Figuren wie Lactantius, der von einem Prinzen aus dem Norden spricht, der Gerechtigkeit wiederherstellen wird. Diese Konzepte sind eng mit mythologischen Orten wie Thule, Asgard, Atzlan und Avalon verknüpft. Der tibetanische Held Guesar und der Kalki-Avatara in der indischen Mythologie sind ebenfalls Teil der Überlegungen, die Evola anstellt. Einige Forscher, darunter René Guenon, unterstützen die Idee eines nordisch-polaren Ursprungs der Europäer. Bal Gangadhar Tilak verortete diesen Ursprung sogar am Nordpol, während Herman Wirth einen arktischen Ursprung des nordischen Menschentums postulierte.

Das Konzept von „Tula“, das aus dem Sanskrit stammt und sich auf das Sternbild des Nordpols bezieht, tritt in Evolas Denken ebenfalls in den Vordergrund. Diese Ideen reflektieren einen tief verwurzelten Glauben an einen „weißen Berg“, der als Zentrum der Welt in verschiedenen Mythen angesprochen wird. Evola bedauert den Verlust der Urtradition, die mit der Auswanderung der Indogermanen verlorenging, und beschreibt die Geschichte seitdem als einen kontinuierlichen Abstieg ins Kali Yuga.

Die Rolle der indogermanischen Religionen

Parallel dazu spielt die indogermanische Religion eine zentrale Rolle in diesem Diskurs. Der Begriff selbst entstand anhand der Entdeckung der indogermanischen Sprachfamilie. Die Verwandtschaft zwischen Göttern wie dem lateinischen Jupiter, dem griechischen Zeus und dem altindischen Dyaus Pita weist auf eine tiefe Verbindung der indogermanischen Religionen hin. Untersuchungen zeigen, dass viele indogermanische Gottheiten nicht nur Personifikationen von Naturelementen sind, sondern auch ethische Konzepte verkörpern.

Eine bedeutende Theorie stammt von Georges Dumézil, der die strukturelle Dreifunktionalität der Götterfiguren in den indoeuropäischen Pantheons entwickelt hat. Dumézils Theorie postuliert, dass der Götterhimmel eine Reflexion der sozialen Ordnung darstellt, die sich aus drei Ständen zusammensetzt: dem Lehrstand, dem Wehrstand und dem Nährstand. Diese Theorie hat der vergleichenden Religionswissenschaft neue Impulse gegeben.

Allerdings gibt es in der Forschung auch erhebliche Kritik an Dumézils Ansatz. Kritiker bemängeln, dass die ältesten indogermanischen Quellen keine klare Dreiteilung zeigen und dass er häufig einen oberflächlichen Umgang mit den Quellen pflegt. Auch der weibliche Aspekt der indoeuropäischen Religion wird oft vernachlässigt. Die Debatte über die Herkunft und Entwicklung der indogermanischen Religionen zeigt, wie vielschichtig und umstritten dieses Thema ist.

Einfluss und Erbe von Julius Evola

Evola selbst war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine umstrittene Figur, die eng mit den Ideen von Tradition, Aristokratie, Militarismus und Imperialismus verbunden war. Seine Werke sind von Themen wie Rassismus, Antisemitismus und einer tiefen Ablehnung der Moderne geprägt. Seine Ansichten zu Geschlechterrollen sind stark misogyn und propagieren eine Unterordnung der Frauen unter Männer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Evolas Denken Anklang in den neo-faschistischen Bewegungen Europas. Er gilt heute als einflussreicher Denker, dessen Ideen bis in die alt-rechte Bewegung wirken. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – seines schicksalhaften Ends, als er 1945 durch eine sowjetische Granate gelähmt wurde, bleibt sein Erbe zwischen Verurteilung und Revisionismus umstritten.

Die philosophischen Überlegungen Evolas und die Diskussionen um die indogermanischen Religionen verdeutlichen, wie tief die Wurzeln der europäischen Identität und Kultur reichen. Sie sind geprägt von mythologischen Erzählungen, alten Traditionen und den komplexen historischen Strömungen, die auch heute noch von Bedeutung sind.

Referenz 1
www.compact-online.de
Referenz 2
en.wikipedia.org
Referenz 3
de.m.wikipedia.org
Quellen gesamt
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