
In der lebendigen und oft komplexen Welt der römischen Geschichte sticht die Figur des Lucius Licinius Lucullus hervor. Er lebte von 117 bis 56 v. Chr. und gilt als ein zentraler Vertreter der Senatsaristokratie in der späten römischen Republik. Peter Scholz thematisiert in seiner aktuellen Biografie von Lucullus dessen vielschichtige Persönlichkeit und die Herausforderungen seiner Zeit. Scholz stellt fest, dass die gängige Auffassung von Lucullus als Genießer und Schlemmer möglicherweise zu eindimensional ist und viele interessante Einzelheiten seiner Biografie auslässt. Im Artikel der FAZ wird darauf hingewiesen, dass Lucullus in eine Epoche geboren wurde, in der Rom zu einem mächtigen Imperium heranwuchs und er starb, während Julius Caesar in Gallien Krieg führte.
Lucullus war der Sohn eines Prätors und der Enkel eines Konsuls. Seine militärischen Karrieren begannen, als er 89 v. Chr. Quästor wurde und unter dem berühmten General Sulla im Bundesgenossenkrieg diente. Er spielte eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Mithridates und war in den folgenden zehn Jahren eng mit Sulla verbunden. Seine militärischen Erfolge führten dazu, dass er 74 v. Chr. Konsul wurde und den Oberbefehl im dritten Mithridatischen Krieg übernahm. Dieser Feldzug endete jedoch tragisch für Lucullus: Eine Meuterei seiner Legionäre und die Abberufung durch den Senat führten zu seinem Rückzug und einem Leben im Exil.
Das späte Leben und Erbe Lucullus‘
Nach dieser Abberufung für drei Jahre in den Schatten lebend, belebte Lucullus sein Leben in luxuriösen Villen. Im gängigen Narrativ wird oft behauptet, dass Lucullus sich nach seinen politischen Niederlagen ins Wohlleben zurückzog. Scholz hingegen widerspricht dieser Lesart und hebt hervor, dass Lucullus auch in seinen späten Jahren aktiv an politischen Ereignissen teilnahm. Obwohl er nicht der Anführer der senatorischen Opposition gegen Caesar und Pompeius wurde, hinterließ er dennoch einen bleibenden Einfluss in der Geschichte.
Scholz betont, dass Lucullus nicht nur für seine kulinarischen Vorlieben bekannt ist, sondern auch bedeutende kulinarische Innovationen nach Europa brachte, die bis heute geschätzt werden. Seine Villen wurden zu einem Symbol für den gehobenen Lebensstil der römischen Oberschicht. In einem der berühmtesten Häuser starb Tiberius, und auch der letzte weströmische Kaiser fand in den Besitztümern Lucullus’ sein Ende.
Politische und soziale Kontexte
Der zeitliche Rahmen von Lucullus‘ Leben ist bedeutend, denn er lebte in einer bewegten Zeit der römischen Geschichte, wie im Herder Artikel erläutert wird. Im 6. Jahrhundert v. Chr. bildete sich aus einer kleinen Latinergemeinde die Stadt Rom, die sich durch kommunale Bauten und ein wachsendes Staatswesen auszeichnete. Die politischen Strukturen Roms entwickelten sich mit dem Aufstieg der Patrizier, die gegen ein erbliches Königtum agierten. Die römische Verfassung wurde durch den Gegensatz zwischen Patriziern und Plebejern geprägt und formte die soziale und politische Landschaft der Republik.
Lucullus’ Einfluss reicht über den bloßen politischen Bereich hinaus. Er prägte eine aristokratische Lebensform, die auch die spätere Geschichte Roms und deren Architektur beeinflusste. Sein Erbe wird durch die zahlreichen Verbindungen zwischen Politik, Kultur und Lebensstil sichtbar, die bis in die Moderne nachwirken. Scholz weist darauf hin, dass die historische Überlieferung zu Lucullus spärlich ist und tiefere psychologische Einsichten kaum zulässt, was die Komplexität seiner Figur umso faszinierender macht.