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Frauen im Netz: Kämpfen gegen Hass und für Gleichberechtigung!

Junge Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und LGBTQ+-Personen sind oft Opfer von Hass im Netz. Eine neue Studie beleuchtet die digitale Gewalt und fordert Maßnahmen zur Unterstützung der Betroffenen.

Am 8. März 2025 zeigt der Internationale Frauentag erneut die Herausforderungen, denen Frauen in der digitalen Welt gegenüberstehen. Ein alarmierendes Ergebnis einer repräsentativen Studie zeigt, dass fast jede zweite Person, genauer gesagt 49 %, bereits online beleidigt wurde. Besonders junge Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und LGBTQ+-Personen sind häufig Ziel von digitaler Gewalt und brauchen dringend Unterstützung. Dies wird besonders deutlich durch die Erfahrungsberichte von Betroffenen wie Siobhan und Lisa Niendorf, die sich mutig gegen den Hass im Netz zur Wehr setzen.

Siobhan, 20 Jahre alt, thematisiert in ihren TikTok-Videos den Rassismus, mit dem Frauen of Color konfrontiert sind. Mit über 30.000 Follower:innen erreicht sie mehrere Hunderttausend Aufrufe. Trotz ihrer Reichweite sieht sie sich häufig mit Hasskommentaren konfrontiert, darunter Beleidigungen und sogar Bedrohungen, die sie teils öffentlich macht. Auch Lisa Niendorf, 33 Jahre alt und Dozentin, postet regelmäßig auf Instagram zu Themen wie Gleichberechtigung und erfährt ähnliche Schikanen. Um sich von den Hasskommentaren zu distanzieren, gibt sie ihr Handy oft an Freunde oder ihre Frau ab.

Die Problematik von Hate Speech

Die Erfahrungen von Siobhan und Niendorf sind kein Einzelfall. Eine umfassende Studie von HateAid und weiteren Organisationen zeigt, dass 82 % der Befragten der Meinung sind, dass Hass im Netz die Vielfalt im Internet gefährdet. Zudem fürchten 76 %, dass solche Aggressionen die Gewalt im Alltag erhöhen. Die Studie weist darauf hin, dass insbesondere 42 % der jungen Frauen unerbetene Nacktbilder erhalten haben, was eng mit dem Anstieg sexualisierter Gewalt in sozialen Netzwerken verknüpft ist.

Eine der Herausforderungen, mit denen Frauen online konfrontiert sind, ist der zunehmende antifeministische Backlash. Die wachsende Sichtbarkeit von Frauen führt zu Reaktionen, die von sprachlichen Gewaltakten bis hin zu offenen Bedrohungen reichen. Kommunikationswissenschaftlerin Ricarda Drüeke erklärte in einem Vortrag, dass solche Dynamiken in weniger moderierten digitalen Medien wie Twitter und Facebook gedeihen. Insbesondere radikalisierte Gruppen, wie etwa Incels oder bestimmte Gaming-Commuities, fördern ein Klima, in dem Hate Speech toleriert und oft unverblümt geäußert wird.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Hilfsangebote

Die Gesetzeslage zeigt, dass, obwohl Beleidigungen, Bedrohungen und Volksverhetzung strafbar sind, der Begriff „Hass im Netz“ nicht juristisch definiert ist. Der EU-weite Digital Services Act, der im Februar 2024 in Kraft trat, ermöglicht eine schnellere Entfernung illegaler Inhalte, was eine wichtige Maßnahme für die Betroffenen darstellt. Das Digitale Gewaltschutzgesetz soll zudem den Opfern helfen, einfacher gegen digitale Gewalt vorzugehen.

Dennoch bleibt die Unterstützung für Betroffene unzureichend. Nur 5 % der Befragten haben Hass gegen sich selbst bei der Polizei angezeigt, da viele aus Angst vor weiteren Repressionen oder aus Resignation nicht aktiv werden. Organisationen wie Hate Aid und Das Nettz bieten Beratungsstellen an, um Hilfe zu leisten und Solidarität zu fördern.

Die Diskussion um digitale Gewalt und die Notwendigkeit besserer Schutzmaßnahmen muss fortgeführt werden. Initiativen wie „#ich bin hier“ und „#unhatewomen“ setzen sich aktiv für eine Sichtbarmachung der Problematik ein und fördern eine Kultur der Gegenrede. Bundesministerin Lisa Paus betont die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen Hass im Netz, um den betroffenen Personen Gehör zu verschaffen und wieder eine freie Meinungsäußerung im digitalen Raum zu ermöglichen.

Insgesamt zeigt die Situation, dass die digitale Gewalt gegen Frauen nicht nur ein individuelles Problem, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt, die viele Ressourcen und einen breiten gesellschaftlichen Konsens zur Bekämpfung erfordert. Es bleibt zu hoffen, dass mit vermehrtem öffentlichen Druck und gesetzlichen Fortschritten ein endlich wirksamer Schutz der Betroffenen erreicht werden kann.

Für detaillierte Informationen zu den Ergebnissen der genannten Studien und Berichte besuchen Sie rbb24, pfz und HateAid.

Referenz 1
www.rbb24.de
Referenz 2
www.pfz.at
Referenz 3
hateaid.org
Quellen gesamt
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