
Am 1. Februar 2025 meldet Al Jazeera, dass in Omdurman, einer Stadt im Sudan, mindestens 56 Menschen bei einem Angriff auf einen Gemüsemarkt getötet wurden. Der Angriff, der am vorhergehenden Samstag stattfand, wird den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) zugeschrieben. Laut dem Gesundheitsministerium gab es zudem mindestens 158 Verletzte. Der Minister für Kultur und Regierungssprecher Khalid al-Aleisir äußerte seine Verurteilung des Übergriffs und berichtete von vielen Opfern, darunter auch Frauen und Kinder.
Der Angriff führte zu erheblichen Zerstörungen im Marktgebiet. Zeugen berichteten, dass das Artilleriefeuer aus dem westlichen Omdurman kam, wo die RSF die Kontrolle haben, und dass dieser Beschuss von Drohnen unterstützt wurde. Ein Anwohner schilderte, dass die RSF auf mehrere Straßen gleichzeitig feuerte, wodurch die hohe Anzahl der Opfer erklärbar ist. Das nahegelegene al-Nao Krankenhaus war aufgrund der vielen Verletzten überfordert und benötigte dringend Leichentücher, Blutspender und Tragen.
Humanitäre Katastrophe
Der Überfall kam nur einen Tag nach einer provokanten Erklärung des RSF-Kommandeurs Mohamed Hamdan Daglo, der versprach, die Hauptstadt von der Armee zurückzuerobern. Dies geschieht im Rahmen eines Konflikts zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces, der im April 2023 begann und sich schnell ausbreitete. Berichten zufolge haben der Konflikt und die damit verbundenen Kämpfe bereits zehntausende Menschenleben gefordert und Millionen aus ihren Häusern vertrieben.
Aktuell leidet etwa die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung unter Hunger. Laut den Vereinten Nationen haben mindestens 3,6 Millionen Menschen die Hauptstadt Khartum verlassen. In diesem Kontext sind die humanitären Bedingungen katastrophal: Über 25 Millionen Menschen im Sudan haben mit akuter Nahrungsmittelunsicherheit zu kämpfen, und nur etwa die Hälfte des erforderlichen humanitären Hilfsplans ist finanziert. Zudem sind über 17 Millionen Kinder nicht in der Schule.
Krieg und Menschenrechtsverletzungen
Die RSF und die sudanesischen Streitkräfte (SAF) werden von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen und das internationale humanitäre Recht verletzt zu haben. Insbesondere wird berichtet, dass beide Gruppen gezielt humanitäre Hilfe behindern und medizinische Versorgung in RSF-kontrollierten Gebieten blockiert haben. Dies hat zu einer enormen humanitären Krise geführt, in der die Bedürfnisse der Bevölkerung kaum erfüllt werden können.
Die RSF hat ihre Angriffe nicht nur in Omdurman ausgeweitet, sondern war auch in Norddarfur sowie in anderen Gebieten des Landes aktiv. Im November 2023 wurden Berichte über Angriffe auf das Ardamata-Viertel in Al-Geneina veröffentlicht, bei denen zwischen 800 und 1.300 Zivilisten ums Leben kamen. Die andauernden Kämpfe haben ethnische Spannungen neu entfacht, die bereits in den 1990er Jahren in Darfur aufgetreten sind. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt weiterhin in den Vorfällen, die während des Konflikts auftraten.
Zusätzlich leiden Frauen im Sudan besonders unter sexueller Gewalt, die seit Beginn des Konflikts zugenommen hat. Diese Gewalt wird häufig als Kriegsinstrument eingesetzt, wobei die Sicherheitskräfte und militärische Gruppen zunehmend in die Zivilbevölkerung eingreifen. Die anhaltende Unsicherheit und die politische Instabilität könnten zudem fragile Nachbarländer destabilisieren und große Migrationsströme in Richtung Europa erzeugen.
Die Vereinten Nationen fordern dringend mehr humanitäre Hilfe und bitten um 4,1 Milliarden Dollar zur Unterstützung von Hilfsaktionen im Sudan. Angesichts der eskalierenden Gewalt und der tiefgreifenden humanitären Krise bleibt die Situation im Sudan kritisch, während internationale Bemühungen zur Stabilisierung und zum Schutz der Zivilbevölkerung anhalten.