
Die Forschung zu Demenz verzeichnete in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte, wobei verschiedene Wirkstoffe und deren potenzielle Therapeutik untersucht werden. Eine aktuelle große Datenanalyse, in der Daten von 130 Millionen Menschen aus 14 Studien zusammengetragen wurden, legt nahe, dass bestimmte Medikamente, wie Antibiotika und entzündungshemmende Mittel, das Risiko für Demenz senken könnten. Dabei wurde festgestellt, dass bis zu einer Million Demenzfälle in die Analyse einflossen. Diese Studie wurde im Fachjournal Alzheimer’s & Dementia: Translational Research & Clinical Interventions veröffentlicht und erhebt die Hypothese, dass virale oder bakterielle Infektionen einen Einfluss auf das Demenzrisiko haben könnten, was die Forschung weiter beflügelt, wie Focus berichtet.
Die Forschung zeigt, dass die Nutzung von Antibiotika nicht mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist. In einer separaten Studie mit 13.571 Teilnehmern über 70 Jahren, von denen 63 Prozent innerhalb von zwei Jahren ein Antibiotikum einnahmen, gab es keinen signifikanten Unterschied in der Entwicklung von Demenz oder leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Dr. Andrew T. Chan von der Harvard Medical School betont, dass frühere Studien gezeigt haben, dass Antibiotika das Darmmikrobiom stören, welches für die allgemeine Gesundheit und möglicherweise auch für die geistige Funktion von Bedeutung ist. Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, die Verwendung von Antibiotika bei älteren Menschen zu rechtfertigen, wie aponet feststellt.
Medikamente und ihre Wirkung auf das Demenzrisiko
Die Verbindung zwischen entzündlichen Prozessen und Demenz sowie die Rolle von infektiösen Erregern werden zunehmend in der Forschung untersucht. Es wird angenommen, dass entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen potenziell das Risiko für Demenz senken könnten. Frühere Studien haben auch gezeigt, dass einige Genvarianten, die mit einem höheren Demenzrisiko assoziiert sind, Teil von Entzündungswegen sind. Diese Beobachtungen legen nahe, dass die Bestellung des richtigen Medikaments zur richtigen Zeit entscheidend sein könnte, um das Risiko zu mindern, wie deutsche-alzheimer.de berichtet.
Die Erkenntnisse aus den bisherigen Arbeiten können auch den traditionellen Ansatz zur Arzneimittelsuche ergänzen. Die Herausforderung für die medizinische Gemeinschaft bleibt jedoch, klare Kausalitäten zu identifizieren. Verwirrungen können durch mögliche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten entstehen. Darüber hinaus könnte die Verschreibung von Antidepressiva mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Demenzdiagnose verbunden sein, was die Frage aufwirft, ob die Demenz zur Verschreibung oder umgekehrt führt.
Ausblick auf zukünftige Studien
Die Allianz der Wissenschaftler ist bestrebt, neue Wege zu finden, um das Demenzrisiko zu senken und die Lebensqualität betroffener Personen zu verbessern. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft unterstützt dies durch zahlreiche Forschungsinitiativen und Ausschreibungen, die dazu dienen, innovative Ansätze in der Versorgungsforschung zu fördern. Anfang 2024 steht die nächste Ausschreibung an, um Projekte zu finanzieren, die sich mit der Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz beschäftigen. Deshalb wird ein zunehmend stärkerer Fokus auf die Einbeziehung von Patienten in die Forschung gelegt.
Gesamt betrachtet zeigt die gegenwärtige Forschung, dass die Kombination von bereits bestehenden Therapien und der gezielten Untersuchung von Arzneimitteln einen vielversprechenden Ansatz in der Prävention von Demenz darstellen könnte. Der medizinische Sektor steht vor der Herausforderung, diese Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen, um eine wirksame Therapieentwicklung voranzutreiben.