
In der Welt des Fitness und der Gesundheit gibt es immer wieder neue Trends, die oft versprechen, mit minimalem Aufwand maximale Ergebnisse zu erzielen. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln, gibt in einem Interview mit rbb24 wertvolle Einblicke in die Realität dieser Angebote.
Eine Methode, die in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat, ist das EMS-Training, also die Elektro-Muskel-Stimulation. Diese Trainingsmethode wird oft als der Schlüssel für schnellen Muskelaufbau und Fettabbau propagiert. Froböse bezeichnet diese Versprechen jedoch als marketinggetrieben und nicht wissenschaftlich fundiert. Zwar kann EMS tatsächlich Muskeln aufbauen, doch hat die Methode keinen Einfluss auf die Gewichtsreduktion. Um signifikante Erfolge beim Muskelaufbau zu erzielen, seien etwa ein Jahr konsequentes Training nötig.
Die Risiken von EMS-Training
EMS wurde ursprünglich in den 1970er und 1980er Jahren zur Rehabilitation entwickelt und sollte nicht als primäre Fitnessmethode angesehen werden. Die Anwendung elektrischer Impulse zur Muskelkontraktion kann insbesondere bei hohen Stromimpulsen schädlich für das Muskelgewebe sein. Froböse empfiehlt daher, EMS-Training nicht öfter als zweimal pro Woche durchzuführen und einen langsamen Einstieg zu wählen, um das Gewebe vorzubereiten.
Zusätzlich zur Muskelstimulation wird auch die Kryolipolyse als Methode zur Fettreduktion immer beliebter. Diese Technik nutzt intensive Kälteanwendung, um den Stoffwechsel anzuregen. Froböse warnt jedoch auch hier vor den Gefahren, die mit einer unsachgemäßen Anwendung verbunden sind, da intensive Kälteanwendung zu Zellschäden führen kann. Ein schrittweises Vorgehen sei entscheidend, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Wissenschaftliche Fundierung und sichere Anwendung
Eine Studie zur elektrischen Muskelstimulation, die im Rahmen der Kombination mit Widerstandstraining durchgeführt wurde, belegt einige der angeschnittenen Punkte. In der Forschung, veröffentlicht in PMC, nahmen 28 gesunde Probanden, sowohl Männer als auch Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren, an einem 8-wöchigen Programm teil. Dabei zeigte die EMS-Gruppe signifikante Verbesserungen in Muskelmasse und Kraft.
Die Studie ergab, dass die tägliche Anwendung von EMS in Kombination mit Widerstandstraining zu einer signifikanten Reduktion des Körperfetts und einer Verbesserung der Muskelkraft führte. Doch es bleibt zu beachten, dass die explosiven Kraftwerte der Teilnehmer nicht signifikant besser wurden.
Zusätzlich haben die Forscher die Notwendigkeit weiterer Studien betont, um die langfristigen Effekte und spezifischen EMS-Protokolle zu ermitteln. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen einer systematischen Überprüfung von Mukherjee et al., die sich mit der Anwendung von EMS bei gesunden Erwachsenen befasst hat. Laut PubMed berichteten alle analysierten Studien von signifikanten Kraftzuwächsen durch EMS, jedoch ohne Klarheit über die optimalen Parameter wie Behandlungsdauer und Intensität.
Froböse kritisiert die unrealistischen Versprechungen der marketinggetriebenen Fitness-Trends und empfiehlt, dass Personen, die Fitnessziele erreichen möchten, ihre persönlichen Ziele klar definieren und einen wissenschaftlich fundierten Trainingsplan erstellen sollten. Letztendlich bleibt körperliche Aktivität das beste „Medikament“ ohne Nebenwirkungen, das jeder für seine Gesundheit und Fitness nutzen kann.