
Am Dienstagabend fand die Mitgliederversammlung des KFC Uerdingen im Stadtteil Fischeln statt. Die Versammlung begann mit etwa 30 Minuten Verzögerung, was auf einen Andrang von Mitgliedern und interne Unklarheiten zurückzuführen war. Rund 200 Mitglieder hatten sich versammelt, um die 20 Tagesordnungspunkte zu diskutieren. Erste Wortmeldungen führten zu hitzigen Diskussionen, die jedoch schnell in einer allgemeinen Erregung umschlugen.
Während der Versammlung stellte Insolvenzverwalter Thomas Ellrich die prekäre Situation des Vereins dar. Er warnte eindringlich vor einer drohenden Insolvenz innerhalb der nächsten 14 Tage, es sei denn, es würden sofortige Maßnahmen ergriffen. Ein Insolvenzplan soll dem Verein helfen, die fünfte Insolvenz zu überstehen, doch die hohe Schuldenlast bleibt ein zentrales Problem.
Finanzielle Probleme im Fokus
Die finanzielle Lage des KFC Uerdingen hat sich seit September drastisch verschlechtert, so der Verwaltungsrat. Ein Fehlbetrag von rund 400.000 Euro für das Jahr 2022 wurde festgestellt. Für das Rumpfgeschäftsjahr 2023, das von Januar bis Juni ging, wird ein weiteres Minus von etwa 300.000 Euro erwartet. Der Gesamtfehlbetrag für die Saison 2022/23 beläuft sich somit auf 550.000 bis 600.000 Euro. Auch für den Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 ist ein Fehlbetrag von rund 140.000 Euro zu erwarten.
Die Höhe der fixen Personalkosten beträgt monatlich etwa 140.000 Euro. Ehemaliger Steuerberater Claus Röttges wies zudem auf mehrere Fehlkalkulationen und nicht zuordenbare Rechnungen hin. Emotionale Reaktionen der Mitglieder und frustrierte Diskussionen über die finanzielle Transparenz prägten den Verlauf der Veranstaltung. Die Entlastung des Vorstands und Verwaltungsrats wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, bis vollständige Zahlen zur Verfügung stehen.
Strukturelle und organisatorische Herausforderungen
In einer Mitteilung des Verwaltungsrates hieß es, dass eine Mitgliederversammlung dringend notwendig sei, da wiederholt Versammlungen abgesagt worden waren. Thomas Platzer, der am 12. Juli 2024 den Vorsitz übernahm, wurde über die angespannte finanzielle Lage informiert, jedoch blieben zahlreiche Finanzplanungen unzureichend. Große Hoffnungen auf eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Insolvenzverwalter wurden im Verlauf der Versammlung zunehmend skeptisch. Zu den Missständen gehörten auch nicht gezahlte Abgaben an Sozialkassen und Finanzbehörden.
Marco Sciano, M&A-Experte bei MergersCorp, betont in einem Leitartikel die Notwendigkeit von Transparenz und finanzieller Verantwortung im Fußball. Diese Grundsätze sind kritisch, da die Bilanzen der Vereine die Gesundheit des Sports widerspiegeln. Der KFC Uerdingen steht beispielhaft für die Gefahren einer finanziellen Misswirtschaft, die vereinsintern immer deutlichere Risse zeigt.
Inmitten emotionaler Auseinandersetzungen und dem wachsenden Druck aus der Mitgliedschaft, bestätigte der stellvertretende Vorsitzende Harald Grassen, dass der Verwaltungsrat seit dem Abend offiziell nicht mehr im Amt sei, jedoch kommissarisch tätig bleibt, bis ein neuer Verwaltungsrat gewählt wird. Die Notwendigkeit, zukunftsfähige Lösungen zu finden, wird in den kommenden Wochen entscheidend sein.
Die Entwicklungen rund um den KFC Uerdingen verdeutlichen, wie wichtig eine durchdachte und transparente Finanzstrategie ist, um nicht nur kurzfristige Stabilität zu erreichen, sondern auch langfristig im Wettbewerb bestehen zu können.
Für weitere Informationen zu den finanziellen Herausforderungen im Fußballverrein, verweisen wir auf die entsprechenden Berichte: rp-online.de, kfc-uerdingen.de und blog.mergerscorp.com.