
Der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen wächst rasant, insbesondere durch den verstärkten Fokus auf digitale Gesundheitslösungen seit der Pandemie. Gesundheits-Apps und Fitness-Tracker sind nur einige Beispiele, wie diese Technologien die Gesundheitsversorgung weltweit positiv beeinflussen sollen. Ziel ist es, gesunde Verhaltensänderungen zu fördern, chronische Erkrankungen zu managen und die Kommunikation zwischen Patienten und Fachpersonal zu verbessern. Um diese Ziele zu erreichen, hat die Universität Witten/Herdecke Prof. Dr. Theresa Sophie Busse auf die Juniorprofessur für Digital Health berufen. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Akzeptanz und Nutzungsfreundlichkeit digitaler Interventionen in der Gesundheitsversorgung, wobei sie die Perspektiven von Patient:innen, Angehörigen und Fachkräften einbezieht, wie uni-wh.de berichtet.
Eine zentrale Herausforderung besteht darin, digitale Anwendungen zu entwickeln, die auf die vielfältigen Bedürfnisse der Nutzer:innen zugeschnitten sind und deren digitale Gesundheitskompetenz stärken. Prof. Busse legt besonderen Wert auf die Interaktion von Design, Nutzungsfreundlichkeit und Wertschöpfung. In ihrer Lehre behandelt sie auch die ethischen Fragestellungen des digitalen Wandels, einschließlich der Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheitsversorgung und die Berufsethik im Gesundheitswesen. Die Ausbildung soll dazu ermutigen, kritisch mit aktuellen Entwicklungen in der digitalen Gesundheitsversorgung umzugehen und dabei gerechte und nachhaltige Lösungen im Blick zu behalten.
Herausforderungen für den digitalen Gesundheitsmarkt
Trotz des wachsenden Interesses an digitalen Gesundheitslösungen zeigt eine Studie von PwC Schweiz, dass viele dieser Angebote aufgrund von mangelnder Nutzerfreundlichkeit und technologischen Herausforderungen nicht die erhoffte Rentabilität erreichen. Insbesondere die Einführung neuer Produkte gestaltet sich für viele Unternehmen schwierig. Über zwei Drittel der Stakeholder berichten, dass ihre digitalen Lösungen nur in geringem Maße massentauglich sind. Im Jahr 2019 beliefen sich die Marktinvestitionen von Gesundheitsdienstleistern auf 7,4 Milliarden US-Dollar, während 2020 nahezu eine Verdopplung auf 14 Milliarden US-Dollar stattfand, wie pwc.ch darlegt.
Die häufigsten Gründe für das Scheitern neuer Produkte sind die Unvereinbarkeit mit traditionellen Unternehmensprozessen, Schwierigkeiten bei der Integration mit Patienten- und Kostenträgern sowie fehlende Erstattungsmodelle. Daher empfehlen Experten, dass Unternehmen von einzelnen Lösungen zu einem vernetzten Ökosystem übergehen und klare Aufgabenverteilungen innerhalb des Teams vornehmen sollten. Darüber hinaus ist die Entwicklung effektiver Back-End-Prozesse und die Zusammenarbeit mit Drittanbietern von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Markteinführung.
Zukunftsperspektiven und Forschung
Für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung stehen zahlreiche Forschungsfragen im Raum. Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung haben einen Foresight-Prozess initiiert, um Trends im Bereich „Digital Health“ zu identifizieren. Dieser besteht aus einer Umfeldanalyse, Visioning und Szenarienentwicklung. In einem ersten Workshop wurden 21 Trendcluster priorisiert, die für die zukünftige Entwicklung relevant sind. Themen wie Cybersecurity, Data Literacy sowie die Nutzung von digitalen Zwillingen von Patient:innen stehen dabei im Mittelpunkt. Ziel ist die Schaffung funktioneller Gesundheitsdaten-Ökosysteme sowie die Entwicklung klinischer Entscheidungsunterstützungssysteme, um das medizinische Fachpersonal zu entlasten, wie isi.fraunhofer.de erläutert.
Ein Whitepaper wird erstellt, um den gesellschaftlichen Diskurs über die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens zu fördern und die Akteure für die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu sensibilisieren. Die Digitalisierungsstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit unterstreicht ebenfalls die Notwendigkeit, neue Technologien souverän zu nutzen und digitale Kompetenzen auszubauen, um die Herausforderungen der digitalen Transformation im Gesundheitswesen erfolgreich zu bewältigen.