
In Amsterdam haben Biologen herausgefunden, dass Blässhühner (Fulica atra) zunehmend recycelten Plastikabfall für den Nestbau verwenden. Diese Entdeckung geht auf eine Analyse zurück, die im Fachjournal „Ecology“ veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam unter der Leitung von Auke-Florian Hiemstra von der Universität Leiden sammelte im Herbst 2021 Nester aus der Stadt und stellte fest, dass diese größtenteils aus Kunststoffmaterialien bestehen, die oft mit älteren Plastiküberbleibseln gemischt sind. Wie die FAZ berichtet, zeigt dies die Tragweite des Plastikmüllproblems, das mittlerweile einen direkten Einfluss auf das Verhalten und die Lebensweise von Wildtieren hat.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist ein Nest, das in einem Metallrohr im Kanal gefunden wurde und 635 Kunststoffreste enthielt, darunter mehr als 200 Lebensmittelverpackungen. Auf diesen Verpackungen waren sogar 32 entzifferbare Datumsangaben zu finden, die die Verbreitung von Plastikmüll über die Jahre hinweg dokumentieren. Die ältesten Plastikteile stammten aus den 1990er Jahren, darunter eine Mars-Packung von der Fußball-WM 1994 und McDonald’s-Verpackungen aus dem Jahr 1996. Interessanterweise waren die oberen Teile des Nests sogar mit 14 Covid-Masken ausgekleidet, die frühestens aus dem Jahr 2020 stammen, was erneut den großen Einfluss zeigt, den menschliche Aktivitäten auf die Natur haben.
Plastikabfall als Nistmaterial
Normalerweise verwenden Blässhühner natürliche Materialien zum Nestbau, die sich schnell zersetzen. Die Entstehung dieser neuen Nistgewohnheiten könnte unter anderem auf die Urbanisierung und den Mangel an geeigneten natürlichen Materialien in den Stadtkernen zurückzuführen sein. Blässhühner drangen 1989 erstmals in die Innenstadt Amsterdams vor, als es zunehmend an natürlichem Baumaterial mangelte. Diese Anpassung zeigt, wie flexibel Tiere auf veränderte Lebensräume reagieren, auch wenn dies in vielen Fällen mit negativen Folgen für ihre Gesundheit verbunden ist.
Das Nest, das sich gegenüber dem archäologischen Museum befindet, wurde in den letzten 30 Jahren bereits etwa zehnmal zum Brüten genutzt. Die Forschung hat zudem ergeben, dass diese Praxis für die Vögel von Vorteil ist, da sie den jährlichen Nestbau sparen können. Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist, dass die einzige andere Vogelart, die im Zentrum von Amsterdam nistet, der Haubentaucher (Podiceps cristatus) ist, der ebenfalls Plastik für den Nestbau verwendet.
Auswirkungen von Plastikmüll auf die Umwelt
Die damit verbundenen Gefahren sind alarmierend. Wie auf der Webseite Plastikalternative dargelegt wird, sind Wildtiere in zahlreichen Lebensräumen durch Plastikmüll gefährdet. Ob im Wasser oder an Land, Tiere wie Meeresschildkröten, Seevögel und Wale leiden unter den Konsequenzen menschlichen Handelns. Vögel verheddern sich oft in Plastikmüll oder fressen diesen, was zu Erkrankungen oder sogar zum Tod führen kann.
Trotz der offensichtlichen Gefahren ist der Umgang mit Plastikmüll auch in städtischen Gebieten oft lax. Plastik wird nach Grill- und Picknickausflügen häufig in Wäldern und Parks entsorgt. Der Mikroplastikgehalt findet sich nicht nur in Gewässern, sondern beeinflusst auch die gesamte Nahrungsaufnahme von Tieren. Eine beunruhigende Studie hat gezeigt, dass Mikroplastik sogar in Bienenstöcken nachgewiesen wurde, was die großen Dimensionen des Problems klar aufzeigen.
Der Umgang mit Plastikmüll erfordert dringend innovative Lösungen. Um das Plastikproblem zu bekämpfen, wird empfohlen, den Einsatz von Plastik zu reduzieren und nachhaltigere Alternativen in Betracht zu ziehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass kommende Generationen eine lebensfreundliche Umgebung vorfinden.