
Eine neue Studie, veröffentlicht im Lancet-Medizinjournal, warnt eindringlich vor der alarmierenden Zunahme von Übergewicht und Adipositas weltweit. Laut den Ergebnissen könnten bis 2050 fast 60 % aller Erwachsenen und ein Drittel aller Kinder betroffen sein, wenn keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden. Der Anstieg ist dramatisch: Die Zahl der übergewichtigen oder fettleibigen Menschen stieg von 929 Millionen im Jahr 1990 auf 2,6 Milliarden im Jahr 2021. Diese erschreckende Prognose mobilisiert Forscher und Politiker gleichermaßen, um sofortige Veränderungen in der globalen Ernährungspolitik einzuleiten. Al Jazeera berichtet, dass die Studie auf Daten aus 204 Ländern basiert.
Die Analyse zeigt, dass ohne ernsthafte Intervention weltweit bis 2050 schätzungsweise 3,8 Milliarden Erwachsene übergewichtig oder fettleibig sein werden. Besonders besorgniserregend ist der prognostizierte Anstieg von 121 % bei Fettleibigkeit unter Kindern und Jugendlichen. Regionen wie der Nahe Osten, Nordafrika sowie Lateinamerika und die Karibik werden voraussichtlich die höchsten Raten aufweisen, wobei ein Drittel aller fettleibigen jungen Menschen dort leben könnte. Die Studie fordert deshalb stärkere politische Verpflichtungen zur Transformation der Ernährung innerhalb nachhaltiger globaler Lebensmittelsysteme.
Die komplexen Ursachen der Fettleibigkeit
Der Anstieg von Übergewicht und Fettleibigkeit hat vielschichtige Ursachen. Ein Bericht des Regionalbüros für Europa der WHO bestätigt diesen Trend und zeigt, dass fast 60 % der Erwachsenen in Europa sowie nahezu jedes dritte Kind (29 % der Jungen und 27 % der Mädchen) an Übergewicht oder Adipositas leiden. Diese Region hat die zweithöchste Fettleibigkeitsrate unter Erwachsenen, nur übertroffen von Amerika. Laut BZFE sind kritische Lebensphasen für die Entwicklung von Adipositas insbesondere die frühe Kindheit und Jugend.
Die Adipositas ist eine komplexe Erkrankung, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Neben der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft und vor der Empfängnis spielen auch andere Elemente eine Rolle. Die Coronapandemie hat die Situation zusätzlich verschärft, indem sie das Bewegungsverhalten und den Lebensmittelkonsum vieler Menschen negativ beeinflusst hat. Digitale Vermarktung ungesunder Lebensmittel und Online-Spiele verstärken die Adipositas-Epidemie.
Bedarf an neuen Diagnosetools
Die Notwendigkeit, Adipositas als Erkrankung neu zu definieren, wird zunehmend erkannt. Wie die Helmholtz Munich feststellt, ist der Body-Mass-Index (BMI) allein unzureichend als Diagnoseinstrument. Das neue Rahmenwerk, das in der Diskussion steht, könnte zwei Diagnosetypen einführen: klinische und präklinische Adipositas. Während erstere mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung steht, handelt es sich bei letzterer um überschüssiges Körperfett ohne akute Einschränkungen, jedoch mit erhöhtem Risiko für chronische Krankheiten.
Diese neuen Kategorien sollen die gezielte Identifikation von Personen ermöglichen, die wirklich Hilfe benötigen, und so eine gerechtere und effizientere Gesundheitsversorgung fördern. Experten betonen die Notwendigkeit für eine individuelle Betreuung, um Menschen mit klinischer Adipositas evidenzbasierte Therapien zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu bieten. Personen mit präklinischer Adipositas sollen durch präventive Maßnahmen und regelmäßige Kontrollen unterstützt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der anhaltende Anstieg von Übergewicht und Adipositas eine globale Herausforderung darstellt, die sofortiges und koordiniertes Handeln erfordert. Politische Maßnahmen, die auf umfassende Gegenmaßnahmen abzielen, sind unerlässlich. Gleichzeitig wird eine verbesserte Diagnostik als Grundlage für zielgerichtete Therapien notwendig, um die Gesundheit von Millionen Menschen langfristig zu sichern.