
Bei einem Treffen im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eindringlich vor einem drohenden Handelskrieg zwischen den USA und Europa gewarnt. „Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel“, erklärte sie und betonte die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen den beiden Regionen. Die EU plant, frühzeitig mit den USA in Kontakt zu treten, um gemeinsame Interessenslagen zu besprechen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass US-Präsident Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf neue Zölle auf Importe in die USA angekündigt hat, was die transatlantischen Beziehungen stark belasten könnte, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
Ursula von der Leyen unterstrich zudem, dass europäische Unternehmen derzeit 3,5 Millionen Amerikaner beschäftigen, was deutlich macht, wie viele amerikanische Arbeitsplätze direkt vom Handel mit der EU abhängen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz nahm Stellung zu der Thematik und äußerte die Meinung, dass Trump und seine Regierung in den kommenden Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Weltpolitik haben werden. Friedrich Merz, Unionskanzlerkandidat, forderte ein neues Kapitel in den Beziehungen zu den USA und ein gemeinsames europäisches Vorgehen.
Handelskonflikte vermeiden
Die EU und die USA besitzen die am stärksten integrierten bilateralen Handels- und Investitionsbeziehungen weltweit. Laut der DGAP sind die USA seit 2015 der wichtigste Markt für deutsche Exporte, und sie bleiben die wichtigste Zielregion für deutsche Direktinvestitionen. Eine intensivere Kooperation zwischen der EU und den USA ist daher essenziell, um Handelskonflikte zu verhindern und die bestehenden Wirtschaftsbeziehungen weiter zu festigen.
Die Handelspolitik unter Trump hat sich seit 2016 erheblich gewandelt. Während Joe Biden betont, die transatlantische Partnerschaft zu fördern, bleibt die handelspolitische Ausrichtung jedoch weiterhin von Trumps Strategien geprägt. Trump plant, Zölle von bis zu 60 Prozent auf Importe zu erheben, was nicht nur europäische Waren, sondern auch Produkte aus G7-Staaten betrifft.
Forderungen an die EU
Angesichts dieser Entwicklungen fordert von der Leyen die EU-Staaten auf, Einheit zu zeigen. Potsdams Präsident Wolodimir Selenskij warnte zuletzt vor einer drohenden Einfluss- und Bedeutungslosigkeit Europas auf der Weltbühne. Angesichts der Herausforderungen, die durch die steigenden Spannungen im internationalen Handel entstehen, plant von der Leyen außerdem, im Februar einen umfassenden Fahrplan zur Steigerung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit vorzustellen. Schwerpunkte hierbei sind die Vertiefung der Kapitalmarktunion, niedrigere Energiepreise und Bürokratieabbau.
Zusätzlich wird in dem geplanten Fahrplan auch eine Harmonisierung der Unternehmensregelungen innerhalb der EU erörtert, um nationale Vorschriften zu vereinheitlichen. Chinas stellvertretender Premierminister Ding Xuexiang äußerte sich ebenfalls besorgt über den protektionistischen Trend und die Möglichkeit eines „Zollkriegs“ und plädiert für die Förderung ausländischer Investitionen.
Um den significanten Herausforderungen im transatlantischen Handel zu begegnen, ist es entscheidend, dass die EU sich auf ihre Stärken konzentriert und ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext stärkt. Nur so können die Risiken eines Handelskriegs minimiert und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Partnern aufrechterhalten werden.