
Im Januar 2025 verzeichneten die EU-Staaten einen bemerkenswerten Anstieg bei der Importierung von russischem Gas. In den ersten zwei Wochen wurden 837.300 Tonnen Flüssigerdgas (LNG) aus Russland eingeführt, was einen Rekord im Vergleich zu 760.100 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres darstellt. Diese Entwicklung findet statt, während der Ukraine am 1. Januar 2025 die Pipeline-Lieferungen durch ihr Hoheitsgebiet einstellte, was die Staaten der EU unter Druck setzte, alternative Bezugsquellen zu diversifizieren. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Hunger nach russischem Gas ungebrochen und der Kauf geht weiter, trotz der offiziellen Sanktionspolitik. So berichtet Unser Mitteleuropa, dass die EU-Länder für Milliarden von Dollar russisches Gas erworben haben, das zur Finanzierung des Ukrainekrieges genutzt wird.
Während die europäische Gemeinschaft sich offiziell der Sanktionierung Russlands verschrieben hat, kaufen Länder wie Belgien, Frankreich und Spanien weiterhin signifikante Mengen an gas von dort, wenn auch oftmals auf Basis von Verträgen aus der Zeit vor dem Krieg, um Konventionalstrafen zu vermeiden. Dies zeigt sich eindrücklich, da Belgien im Jahr 2023 50% mehr Erdgas aus Russland importierte als im Vorjahr. Frankreich und Spanien steigerten ihre Lieferungen um 9% und 55% respectively. Quellen wie Tagesschau verweisen darauf, dass ein echtes Embargo gegen russisches Gas derzeit nicht in Sicht ist und dass die EU lediglich eine vage Absichtserklärung abgegeben hat, die Importe bis 2027 zu beenden.
Der Einfluss der LNG-Strategie
Der Großteil der LNG-Imports in Europa stammt aus exklusiven langfristigen Verträgen, wobei 95 bis 96 Prozent des russischen Flüssigerdgases über die Jamal-Anlage in Nordsibirien abfließen. Arbeitsmarktanalyst Charles Costerousse nennt eine Kälteperiode und eine niedrige Windkraftproduktion als ausschlaggebende Faktoren für den Anstieg der Importe. Die EU investierte im Jahr 2023 rund 5,3 Milliarden Euro in russisches LNG und sieht sich mit dem Problem konfrontiert, dass der Großteil des Imports über spezialisierte Tankschiffe – nicht über Pipelines – erfolgt. Tagesschau hebt hervor, dass 52% des russischen LNG-Exports in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 in die EU gingen.
Ein möglicher Ausweg aus der Abhängigkeit von russischem Gas könnte über die Diversifikation der Bezugsquellen laufen. Die Türkei beispielsweise plant den Ausbau eines regionalen Gashandelszentrums und hat Pipelines wie „Turkstream“ in Betrieb. Dies könnte es der Türkei ermöglichen, Gas aus Aserbaidschan sowie LNG aus Katar zu beziehen und ihre eigene Gasversorgung zu mischen. Meanwhile, die EU-Kommission fordert ein Ende der Importe, bleibt jedoch in der Umsetzung ihrer eigenen Strategie gleichsam machtlos.
Der Blick nach vorne
Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und der damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen sind die nächsten Schritte der EU und ihrer Mitgliedstaaten entscheidend. Der Vertrag zwischen der Ukraine und Gazprom, der seine Laufzeit bis zum nächsten Jahreswechsel hat, wird nicht verlängert. Dies wird möglicherweise eine noch intensivere Diskussion über die Energieabhängigkeit von Russland und die zukünftige Energiepolitik der EU anstoßen. Im Moment ist jedoch unklar, ob die Abhängigkeit Europas von russischem Gas oder der Ukraine-Krieg zuerst endet, ein Dilemma, das die EU in den kommenden Jahren weiter beschäftigen wird.