
Seit dem 24. Februar 2022 führt Russland einen anhaltenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zunächst mit einem schnellen Sieg gerechnet, doch der Widerstand der Ukrainer erwies sich als weit größer als von ihm erwartet. Tägliche Raketen- und Drohnenangriffe prägen seitdem das Bild des Konflikts, wobei die genauen Angaben zum Kriegsverlauf sowie die Zahl der Verletzten und Getöteten oft schwer zu verifizieren sind. Dies berichtet die Remszeitung.
Dem aktuellen Stand des Konflikts zufolge erhöht die EU den militärischen und wirtschaftlichen Druck auf Russland, um die Ukraine zu unterstützen. So wird ein Betrag von 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um ukrainische Streitkräfte mit Waffen und Ausrüstung zu unterstützen. Die Waffenlieferungen sollen über einen Logistik-Stützpunkt in Polen organisiert werden. Auch Sanktionen gegen die russische Zentralbank sind in Kraft, welche ein Transaktionsverbot und das Einfrieren von Vermögenswerten umfassen. Rund die Hälfte der Finanzreserven der russischen Zentralbank ist somit eingefroren. Diese Entwicklungen sind Teil der umfassenden Maßnahmen, die die EU eingeleitet hat, um dem aggressiven Verhalten Russlands entgegenzutreten, erläutert watson.ch.
Militärische Entwicklungen und humanitäre Lage
Die russische Armee sieht sich jedoch mit ernsthaften Nachschubproblemen und Verlusten konfrontiert, die auf etwa 4.500 Soldaten geschätzt werden. Während russische Truppen versuchen, Kiew und Charkiw zu erobern, scheiterten mehrere Angriffe, unter anderem auf Irpin. Putin hat trotzdem die russischen Streitkräfte gelobt und von der Zerstörung von 975 militärischen Objekten berichtet. Vor diesem Hintergrund könnte auch Belarus offiziell in den Krieg eintreten, während Putin seine Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzt hat.
Auf humanitärer Ebene hat das UNHCR berichtete von 368.000 geflüchteten Menschen aus der Ukraine, darunter über 200.000 in Polen. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, Vertriebene vorübergehend zu schützen, ohne dass ein langes Asylverfahren erforderlich ist. In mehreren europäischen Städten, darunter Bern und Berlin, finden große Friedensdemonstrationen statt, bei denen Bürger für ein Ende des Konflikts eintreten.
Kontext und historische Spannungen
Der Ursprung des aktuellen Konflikts lässt sich in die historischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zurückverfolgen, die bereits seit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 bestehen. Die prowestliche Regierung in Kiew hat sich nach der „Euromaidan“-Revolution 2014 gebildet, auf die die Annexion der Krim durch Russland folgte. Darüber hinaus unterstützte Russland einen separatistischen Aufstand im Osten der Ukraine, was die bereits bestehenden Spannungen weiter verschärfte. NZZ beschreibt, wie die NATO in der Folge ihrer Militärhilfe für die Ukraine eine engere Zusammenarbeit mit den baltischen Staaten und Polen aufgebaut hat, während sie Beitrittsgespräche mit der Ukraine und Georgien aus Rücksicht auf Russland vermied.
Die Auswirkungen des Konflikts auf die ukrainische Gesellschaft sind erheblich. Eine Umfrage zeigt, dass 67% der Ukrainer einen EU-Beitritt unterstützen und eine überwältigende Mehrheit zu einem NATO-Beitritt tendiert. Gleichzeitig hat die Identifikation der Ukrainer mit Russland und dem sowjetischen Erbe stark abgenommen; nur noch 13% sehen sich damit verbunden. Europa sieht sich gegenwärtig der gefährlichsten Krise seit dem Kalten Krieg gegenüber, während der Verlauf der militärischen Auseinandersetzung auf unbestimmte Zeit weitergeht.