
Wladimir Putin sieht sich durch die geopolitischen Spannungen und die Aktivitäten der NATO in Asien bedroht. Dies zeigt sich deutlich in neu aufgetauchten, geheimen Militärdokumenten, die durchgesickert sind und mögliche Angriffsziele Russlands gegen Japan und Südkorea skizzieren. Die Informationen, die von westlichen Quellen an die Financial Times übergeben wurden, stammen aus den Jahren 2013 und 2014 und bezeichnen 160 potenzielle Ziele, darunter 13 Atomkraftwerke sowie militärische Einrichtungen.
Diese sorgfältig ausgearbeiteten Pläne, die sich auf die Ostflanke Russlands konzentrieren, wurden als Teil einer breiteren Strategie entwickelt. William Alberque, ein ehemaliger NATO-Rüstungskontrollbeamter, hebt hervor, dass Russland sich im Falle eines Krieges mit der NATO von seiner Ostgrenze ungeschützt fühlt. Dieser Umstand könnte zur Militarisierung der Region führen.
Russlands großangelegte Kriegsplanungen
Zusätzlich zu den Zielen in Japan und Südkorea beinhalten die Dokumente auch infrastrukturtechnische Ziele wie Brücken und Fabriken. Diese Angriffe sollen die Truppenbewegungen der Gegner stören und die militärischen Kapazitäten der betroffenen Länder einschränken. Historisch gesehen testete Russland die Luftabwehr dieser Länder bereits im Jahr 2014 durch Einsätze seiner Bomberflugzeuge, ein Ereignis, das parallel zur Annexion der Krim und einer Militärübung zwischen den USA und Südkorea stattfand.
Die langfristigen geopolitischen Implikationen dieser militärischen Vorbereitungen sind nicht zu unterschätzen. Russland verstärkt zudem seine Zusammenarbeit mit Nordkorea, was in der internationalen Gemeinschaft Besorgnis auslöst. Ein Beispiel hierfür ist die Entsendung von 12.000 nordkoreanischen Soldaten in die Ukraine, was die Verknüpfung europäischer und asiatischer Konflikte unterstreicht.
Putins Angst vor einem Zweifrontenkrieg
Die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen führen auch dazu, dass BND-Chef Kahl vor einem möglichen Angriff Russlands auf die norwegische Inselgruppe Spitzbergen warnt, falls die Spannungen mit der NATO weiter zunehmen sollten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat sich bislang nicht zu den geleakten Informationen geäußert, was die Besorgnis über Russlands militärische Absichten weiter nährt.
Putins militärische Ambitionen sind nicht neu. Die Annexion der Krim 2014 und die Destabilisierung des Donbass zeigen den Versuch Moskaus, seine Einflusszone in der Region zu sichern. Russland begreift sich als Großmacht, die Kontrolle über ihre Einflusssphäre beansprucht, insbesondere im postsowjetischen Raum. Das Streben nach einem multipolaren System, in dem Russland als gleichberechtigter Partner agiert, wird zunehmend von der westlichen Gemeinschaft als aggressiver Expansionismus wahrgenommen.
In Anbetracht dieser Entwicklungen wird deutlich, dass die Konflikte in Europa und Asien eng miteinander verknüpft sind. Analysten warnen, dass die militärischen Spannungen in einer Region weitreichende Auswirkungen auf die andere haben könnten. Die geopolitischen Dynamiken, die sich aus diesen Konflikten ergeben, prägen nicht nur die Beziehungen zwischen Russland, Japan und Südkorea, sondern auch die gesamte internationale Sicherheitspolitik.