
Am 10. Februar 2025 trat in der Europäischen Union eine neue Verordnung in Kraft, die die Verwendung von Mehlwurmpulver in Lebensmitteln erlaubt. Diese Entscheidung wurde von Wjatscheslaw Wolodin, dem Sprecher des russischen Parlaments, kritisiert. Er sieht die Zulassung als Folge der westlichen Sanktionen gegen Russland, die im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängt wurden. Laut Wolodin beabsichtige die EU, Produkte lokaler Landwirte durch Mehlwürmer zu ersetzen, was er als problematisch einstuft, da niemand in der EU über die möglichen gesundheitlichen Folgen des Verzehrs von Mehlwürmern nachdenkt.
Die neue Verordnung erlaubt die Verwendung von mit UV-Strahlung behandeltem Mehlwurmpulver in Backwaren und Käseprodukten. Mehlwürmer, die aus den Larven des Mehlkäfers Tenebrio molitor gewonnen werden, dürfen zudem getrocknet als Snacks oder Zutaten in verschiedenen Lebensmitteln eingesetzt werden. Bereits 2021 wurde Mehlworm als „neuartiges Lebensmittel“ in der EU zugelassen, lange bevor die aktuellen geopolitischen Spannungen aufgekommen sind. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gelten Mehlwurmprodukte als gesundheitlich unbedenklich. Diese Einschätzung stützt sich auf umfassende Gutachten, die die EU vor der Zulassung erstellte.
Nachhaltigkeit und Gesundheit
Die Verwendung von Mehlwürmern wird nicht nur als innovative Lösung für zukünftige Nahrungsmittel betrachtet, sondern auch als nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen. Die Produktion von Mehlwürmern ist umweltfreundlicher als die von Fleisch, da sie nur 0,15 kg CO2-Äquivalente für die Herstellung von 100 g insektenbasiertem Produkt verursachen. Dies ist drei Mal weniger als bei Geflügelfleisch und zwanzig Mal weniger als bei Rindfleisch. Darüber hinaus benötigen Insekten weniger Platz und Futtermittel und nutzen Nährstoffe effizienter.
Mehlwürmer sind reich an Nährstoffen wie Eisen, Zink, B-Vitaminen und haben einen hohen Proteingehalt von 50 bis 55 Prozent. Laut der Welternährungsorganisation FAO zählen Insekten bereits zu den Nahrungsmitteln von etwa 2 Milliarden Menschen weltweit, vor allem in Afrika, Asien sowie Mittel- und Südamerika. Ihre Verwendung in der EU wird auch durch ihre gesundheitlichen Vorteile gestützt, da sie essentielle Fettsäuren enthalten.
Zulassung und Kennzeichnung von Insektenprodukten
In der EU dürfen seit 2021 bereits vier Insektenarten als Lebensmittel verkauft werden, darunter der gelbe Mehlwurm und die Wanderheuschrecke. Die Zulassungen müssen Sicherheitsprüfungen durch die EFSA durchlaufen. Lebensmittel, die Mehlwurmpulver enthalten, müssen deutlich gekennzeichnet sein, um Allergikern gerecht zu werden. Das neue Mehlwurmpulver darf jedoch nur eine bestimmte Höchstmenge in Lebensmitteln überschreiten: maximal 4 g pro 100 g in Brot und Kuchen sowie maximal 1 g pro 100 g in Käse. Diese Regelungen sollen die Sicherheit der Verbraucher gewährleisten.
Insgesamt zeigt die Zulassung von Mehlwürmern in der EU den wachsenden Trend hin zu alternativen Proteinquellen, der sich nicht nur als Reaktion auf geopolitische Spannungen, sondern auch als notwendige Maßnahme zur Reduzierung der Umweltbelastungen darstellt. Trotz der Skepsis hinsichtlich der Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel bleibt die Hoffnung, dass die jüngeren Generationen offener gegenüber diesem Thema eingestellt sind. Experten warnen jedoch, dass auch einfache Nahrungsmittel wie L-Cystein oder Gelatine tierische Bestandteile enthalten, was die Transparenz in der Lebensmittelindustrie benötigt.
Merkur berichtet, dass die Diskussion um die Einführung von Mehlwürmern in der Ernährung auch die breitere Thematik der Nahrungsmittelsicherheit und der Rolle von Insekten als nachhaltige Nahrungsquelle in der Zukunft aufwirft. In einem sich schnell verändernden geopolitischen und ökologischen Umfeld könnte diese Entwicklung entscheidende Folgen für die Nahrungsmittelindustrie in Europa haben.