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Imperialismus im Blick: Wer trägt die Schuld an der Geschichte?

Am 26. Februar 2025 beleuchtet ein Artikel die komplexe Geschichte imperialer Strukturen von Mesopotamien bis Europa und die postkolonialen Theorien, die den Eurozentrismus kritisch hinterfragen.

Die Entstehung und der Untergang von Imperien sind Themen, die sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte ziehen. Vom alten Mesopotamien über Nordafrika bis nach Europa haben zahlreiche Imperien den Lauf der Geschichte geprägt. Dazu zählen bedeutende Reiche wie das ägyptische, sumerische, babylonische, das Imperium Alexanders, das Römische, das Byzantinische, das arabische, das fränkische, das mongolische, das Osmanische sowie das russische Reich. Insgesamt werden in den verschiedenen Analysen siebzehn Imperien betrachtet. Diese Vielzahl an Herrschaftsformen zeigt, wie verschiedene Gesellschaften über Jahrhunderte hinweg Einfluss aufeinander genommen haben und welche Dynamiken dabei entstanden sind.

In den letzten Jahren hat sich die Forschung verstärkt mit der postkolonialen Theorie beschäftigt, die den Eurozentrismus kritisiert. Sie zeigt auf, wie die imperialen Geschichtsschreibung häufig die Rolle Europas als das Subjekt der Geschichte herausstellt und andere Völker in eine passive Rolle drängt. Gemäß dieser Theorie wird oft angenommen, dass der Kolonialismus, Imperialismus, Rassismus, Sklaverei und Unterdrückung vornehmlich aus dem Westen entstanden sind. Der Politikwissenschaftler Achille Mbembe argumentiert, dass afrikanische Gesellschaften seit dem 15. Jahrhundert keine eigene Geschichtlichkeit mehr aufweisen, die nicht von europäischer Dominanz geprägt ist. Vor diesem Zeitraum waren es vor allem arabische und osmanische Eroberer, die die Entwicklung des Kontinents maßgeblich beeinflussten.

Die Rolle der Eroberungen

Mbembe kritisiert darüber hinaus, dass die postkoloniale Logik nur die europäische Geschichte hinterfragt, während die innerafrikanische, arabische und osmanische Sklavenhandel oft tabuisiert wird. Diese einseitige Sichtweise findet auch in der Arbeit von Christoph Marx Ausdruck, der in seinem Artikel über „Afrika vor dem Kolonialismus“ das Thema Sklaverei ausschließlich im Kontext des europäischen Kolonialismus thematisiert. Solche Darstellungen führen dazu, dass die komplexen Eroberungs- und Machtdynamiken, die die Gesellschaften über Jahrhunderte hinweg prägten, oft völlig vernachlässigt werden.

Die Eroberungen durch die Osmanen begannen im 13. Jahrhundert mit der Einnahme von Gebieten im Byzantinischen Reich. 1453 zogen sie in Konstantinopel ein und beendeten so die Herrschaft des Byzantinischen Reiches. In der gleichen Zeit eroberten die Portugiesen 1415 Ceuta, während die Osmanen weitere Teile Europas eroberten, darunter Belgrad (1521) und Ungarn (1526). Das russische Reich hingegen nahm seine Form ab dem 15. Jahrhundert an, als Iwan III. die russischen Fürstentümer vereinte. Diese dynastischen und geopolitischen Verschiebungen zeigen, wie verschiedene Imperien nicht nur ihre eigenen Territorien ausdehnten, sondern auch die geopolitische Landschaft Europas und darüber hinaus veränderten.

Moderne Perspektiven und Aufarbeitung

Die Aufklärung in Europa führte zudem zu einer kritischen Reflexion über die eigene Geschichte und wirkte sich auf die moderne Geschichtswissenschaft aus. Diese analysiert die Eroberungen und deren komplexe Auswirkungen auf die Eroberten. Während die osmanischen Eroberungen in der türkischen Geschichtsschreibung oftmals positiv gewürdigt werden, gilt die Aufarbeitung dieser Geschichte als Tabuthema, mit teils rechtlichen Konsequenzen für Kritiker. Die heutige Geschichtsschreibung ist stark getroffen von den Themen der Macht und den historischen Konzepten, die von den verschiedenen Kulturen geprägt wurden.

Postkoloniale Theorien eröffnen neue Perspektiven und könnten als Basis für einen Aktivismus dienen, der die eurozentrische Perspektive sowie die Historie der Aufklärung hinterfragt. Die Forschung zu diesem Thema hat nicht nur die Literatur, sondern auch die Politik, die Soziologie und die Wirtschaftswissenschaften beeinflusst. Die postkoloniale Theorie wird als bedeutende kritische Intervention betrachtet, die die kolonialen Begegnungen aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert.

Der Einfluss der Globalisierung, die Polarisierung der Macht und die Vormachtstellung der USA in einer sich verändernden globalen Landschaft werden ebenso behandelt. Die Diskussion über neokoloniale Strukturen und deren Auswirkungen ist eine aktuelle Debatte, die nicht nur die Geschichte betrifft, sondern auch die heutigen Machtverhältnisse und deren Herausforderungen thematisiert.

In Anbetracht der vielfältigen Dimensionen dieser Themen ist es unerlässlich, die Geschichte der Imperien und ihre Auswirkungen auf die gegenwärtige Welt weiterhin eingehend zu erforschen und zu diskutieren. Der Weg zu einem umfassenden Verständnis verlangt eine kritische Auseinandersetzung mit allen Facetten der imperialen Vergangenheiten.

Für weitere Informationen zu diesem Thema, empfiehlt sich die Lektüre auf FAZ und zusätzliche Perspektiven auf Academia.

Referenz 1
www.faz.net
Referenz 3
www.academia.edu
Quellen gesamt
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