
Die Weinkultur in Osteuropa erlebt eine bemerkenswerte Renaissance, die trotz der Einschränkungen durch 40 Jahre Kommunismus überlebt hat. In dieser Zeit wurde Weinbau oft als eine bürgerliche Kunstform betrachtet, die nur dann geschätzt wurde, wenn sie für Exporteinnahmen von Nutzen war. Dennoch begannen Weintrinker, insbesondere im bürgerlichen Milieu, ihre Liebe zu Weinen zu pflegen, was schließlich dazu führte, dass diese Traditionen nicht verloren gingen. Die Fortschritte in den letzten Jahren ermöglichen es, dass Osteuropa mit modernen und hochwertigen Weinen aufwartet, die weit über das folkloristische Angebot hinausgehen. Der Export bleibt jedoch eine Herausforderung, da die Winzer oft hohe Preise für Qualitätsweine verlangen, in der Regel mindestens 15 Euro pro Gebinde, und die Konsumgewohnheiten der Einheimischen es schwer machen, ausreichende Exportmengen zu gewinnen.
In diesem Kontext hat sich besonders Ungarn als eine der spannendsten Weinregionen herauskristallisiert. Die Region Tokaj, berühmt für den legendären Tokaj Aszú, zieht Feinschmecker und Weinliebhaber an. Die Investitionen renommierter Weingüter aus Frankreich und Spanien in den 1990er Jahren haben dazu beigetragen, Tokaj zukunftsfähig zu gestalten. Winzer wie István Szepsy haben die trockenen Furmints populär gemacht. Eger hat sich mit dem Egri Bikavér, der sich von einem ehemals billigen Wein zu einem respektierten Rotwein entwickelt hat, ebenfalls einen Namen gemacht.
Vielfältige Weinregionen
Die Slowakei, die entlang der Donau, insbesondere um Bratislava und Modra, ebenfalls eine aufstrebende Weinszene aufweist, überzeugt mit der Produktion hochwertiger Rieslinge durch Spitzenwinzer wie Egon Müller. In der Region Tokaj der Slowakei werden sowohl süße Weine als auch trockene Furmints hergestellt.
Tschechien zeigt sich auch als aufstrebender Weinmarkt, besonders in Südmähren rund um Mikulov, wo Winzer wie Milan Nestarec und Richard Stávek innovative und biodynamische Weine kreieren. In Melnik, nördlich von Prag, ist die Geschichte des Pinot Noir eng mit der Region verbunden.
In Bulgarien dominieren im großen Maße Billigweine, doch gibt es auch Qualitätsweingüter wie Orbelus und Zagreus. Rumänien hat eine lebendige Winzerszene, besonders in Transsilvanien, mit zahlreichen autochthonen Rebsorten. Polen hat sich in den letzten Jahren als Weinland etabliert, insbesondere in der Region um Szczecin und Gorzów Wielkopolski, wo biodynamischer Weinbau zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Tokaj und sein Kulturerbe
Eine Schlüsselregion in diesem aufstrebenden europäischen Weinmarkt ist die Tokajer Weingegend in Ungarn, die 2002 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde. Diese Region erstreckt sich an den Ausläufern der Zemplén-Berge entlang des Bodrogflusses und umfasst 27 Ansiedlungen mit einer Gesamtfläche von 88.124 Hektar. Mit einer dokumentierten Geschichte der Weinproduktion, die bis ins Jahr 1561 zurückreicht, ist Tokaj besonders bekannt für seinen Aszú-Wein.
Die Region besticht durch ihre einzigartigen topografischen, Umwelt- und Klimabedingungen, die ideal für den Traubenanbau sind. Unter den Merkmalen, die zur Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe beitrugen, finden sich die historischen Weinkeller, die in vulkanische Felsen gehauen sind, sowie die kulturelle Vielfalt der Region, die soziale, ethnische und religiöse Dimensionen umfasst. Ein Managementplan soll die Bedingungen für den Weinbau in der Region langfristig sichern und die Beziehungen zur Pufferzone, die den Standort umgibt, weiter überprüfen.
Das Bemühen um die Erhaltung dieses einzigartigen Erbes ist entscheidend, da die Region nicht nur historischen Wert besitzt, sondern auch aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel und städtische Expansion bewältigen muss. Die UNESCO-protektierte Fläche stellt sicher, dass die Authentizität der Bauwerke erhalten bleibt und eine starke Rahmenstruktur für zukünftige Entwicklungen gegeben ist, während gleichzeitig die notwendigen Schritte zum Schutz der außergewöhnlichen usw. universellen Werte in der Region ergriffen werden.