
In den letzten Jahren hat Frankreichs Einfluss in Afrika zunehmend abgenommen, was sich unter anderem in der anhaltenden Kritik von Präsident Emmanuel Macron zeigt. Bei einer kürzlichen Äußerung beklagte Macron, dass afrikanische Staaten „vergessen, Danke zu sagen“ für die Unterstützung im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus, insbesondere in der Sahelzone. Er betonte, Frankreich habe sich nicht aus Afrika zurückgezogen, sondern befinde sich in einem Prozess der Neuorganisation. Dabei bleibt die militärische Präsenz des Landes, die fast ein Jahrzehnt lang aktiv war, ein zentrales Thema der geopolitischen Diskussionen in der Region. Focus berichtet, dass der französische Einfluss stark von der aufkeimenden antifranzösischen Stimmung betroffen ist, die durch Militärputsche in Ländern wie Mali, Burkina Faso und Guinea verstärkt wird.
Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen zeigen, dass die Nachfrage nach neuen Partnern wächst. Präsident Alassane Ouattara aus der Elfenbeinküste hat kürzlich den organisierten Abzug französischer Streitkräfte angekündigt, während Senegal ebenfalls den Abzug französischer Truppen plant. Dies sind Schritte, die in einem Kontext stattfinden, in dem andere Länder wie Russland und China an Bedeutung gewinnen. So bietet Russland in den Ländern Niger, Mali und Burkina Faso Militärpersonal und Waffen an, und China hat sich als wichtiger Handelspartner Afrikas etabliert, mit einem Handelsvolumen von rund 152 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024. Die Berliner Zeitung stellt fest, dass die militärischen Umstürze in Afrika und das Streben nach Unabhängigkeit von ehemaligen Kolonialmächten wie Frankreich zunehmen.
Die Reaktionen der afrikanischen Länder
Die Reaktionen auf Macrons Äußerungen kamen prompt. Tschadischer Präsident Mahamat Idriss Déby Itno nannte Macs Ansichten „veraltet und respektlos“, während Senegals Premierminister Ousmane Sonko die Legitimität Frankreichs in Sicherheitsfragen infrage stellte. Diese Kritiken spiegeln ein wachsendes Misstrauen gegenüber Frankreich wider, das in den letzten Jahren durch zahlreiche Putschbewegungen, unter anderem in Mali, Gabun und Niger, verstärkt wurde. In den betroffenen Ländern fordern viele Bürger die Entfernung französischer Truppen. Die Tagesschau berichtet, dass der Putsch gegen Präsident Mohamed Bazoum in Niger beispielsweise von Demonstrationen begleitet war, die „Frankreich raus aus Afrika“ forderten.
Die Entwicklungen sind nicht nur das Ergebnis interner politischer Dynamiken, sondern auch Ausdruck eines breiteren Trends. Es wird zunehmend klar, dass die wachsende Partnerschaft zwischen afrikanischen Ländern und neuen Akteuren wie Russland und China als Antwort auf die Stagnation und den Rückgang des französischen Einflusses verstanden werden kann. Macron hat in der Vergangenheit Reformen angekündigt, die als Schritte zur Beendigung der Ära „France Afrique“ interpretiert werden, doch diese werden oft als unzureichend empfunden. Intellektuelle wie Achille Mbembe fordern eine tiefgreifende Selbstreflexion Frankreichs und einen echten Neuanfang in der Beziehung zu Afrika.
Der Weg nach vorn
In diesem sich wandelnden geopolitischen Kontext betont der Jesuitenpater und Politikwissenschaftler Seidik Abba, dass die militärische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Elfenbeinküste fortgesetzt werden soll. Dennoch wird die Übergabe des 43. BIMA-Marine-Infanteriebataillons an die einheimischen Streitkräfte als Zeichen der Veränderung und der wachsenden antifranzösischen Stimmung in Westafrika gedeutet. Die kommende Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste im Jahr 2025 und die Ankündigungen von Ouattara zeigen, dass die Länder der Region neue Wege suchen, um ihre Souveränität zu stärken, während sie gleichzeitig mit externen Bedrohungen durch Dschihadisten konfrontiert sind.