
In Neustadt, ein Schild weist seit einem Jahrzehnt in Richtung Gurs. Die Entscheidung des Stadtrats, das Andenken an die Opfer des Nazi-Terrors nicht zu überstürzen, verdeutlicht das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer gründlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Ein einfacher Richtungspfeil reichte nicht aus, um den Opfern gerecht zu werden.
Eine zentrale Episode in dieser dunklen Geschichte begann am 22. Oktober 1940. An diesem Tag wurden 39 jüdische Bürger aus Frankenthal von den Nazis aus dem Schlaf gerissen, was für viele als ein Wendepunkt in der Verfolgung unschuldiger Menschen gilt, da in diesem Zusammenhang viele in das Internierungslager Gurs deportiert wurden.
Überblick über das Internierungslager Gurs
Das Internierungslager Gurs wurde 1939 im südwestlichen Frankreich, in der Nähe von Pau, gegründet. Ursprünglich richtete die französische Regierung das Lager ein, um Flüchtlinge zu kontrollieren, die nach dem Spanischen Bürgerkrieg flüchteten. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs internierte das Lager etwa 4.000 deutsche Juden und französische sozialistische Führer sowie Kriegsgegner.
Nach der Kapitulation Frankreichs und dem Abschluss eines Waffenstillstands zwischen der Vichy-Regierung und den Nazis im Jahr 1940 diente Gurs hauptsächlich zur Unterbringung deutscher Juden und als Gefangenenlager für als gefährlich erachtete Personen. Das Lager war bis zu seiner Schließung im Jahr 1946 in Betrieb.
Lebensbedingungen im Lager
Die Lebensbedingungen im Internierungslager Gurs waren katastrophal. Mit etwa 382 Hütten, die aus dünnem Holz und Teerstoff bestanden, war das Lager in verschiedene Parzellen aufgeteilt, in denen bis zu 60 Personen auf lediglich 25 Quadratmetern untergebracht waren. Es fehlte an Nahrung, Sanitäranlagen, fließendem Wasser und einer angemessenen Entwässerung. Ausbrüche von Krankheiten wie Typhus und Ruhr waren häufig.
Trotz der widrigen Umstände organisierten die Häftlinge ein Orchester und richteten ein Sportfeld ein. Zudem wurde eine Zeitung mit dem Namen „Lagerstimme K.Z. Gurs“ veröffentlicht, was zeigt, dass die Insassen versuchten, ein Stück Normalität und Gemeinschaft zu bewahren.
Die Erinnerung an die Opfer
Die schrecklichen Ereignisse, die sich im Laufe dieser tragischen Geschichte abspielten, führten zur Gründung von Erinnerungsinitiativen. Besonders wichtig ist die seit 1979 bestehende Amicale de Gurs, die damals von ehemaligen Insassen gegründet wurde, um das Gedenken an die Opfer des Lagers wachzuhalten.
Die Initiativen zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sind vielfältig und erstrecken sich über ganz Europa. An verschiedenen Orten wurden Gedenktafeln, Denkmäler und Stätten errichtet, um die Erinnerung an die Gräuel wachzuhalten und zukünftige Generationen zu sensibilisieren.
Durch das Engagement der Städte und der Gedenkstätten wird sichergestellt, dass die Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors nicht fading und als Mahnmal für künftige Generationen dient. Die Geschehnisse in Gurs und die Schicksale der deportierten Bürger dürfen niemals vergessen werden.