
Die laufenden Gespräche zwischen der Commerzbank und UniCredit über mögliche Übernahmeoptionen sind von Anspannung geprägt. Die Commerzbank erklärte, dass sie nur auf Basis eines schriftlichen Vorschlags von UniCredit bereit sei, über eine Übernahme zu sprechen. Eine Sprecherin der Commerzbank betonte, dass derzeit kein solches Angebot vorliegt. Diese Position wurde klar, als Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp im November 2022 eine Einladung von UniCredit-Chef Andrea Orcel abgelehnt hatte, in der dieser seine Vision für eine mögliche Fusion bei einer Konferenz in London präsentierte. Im Rahmen dieser Gespräche wurden Themen wie der mögliche Stellenabbau und der Standort einer zukünftigen Zentralbank angesprochen.
Orcel hatte vorgeschlagen, sich mit einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern zu treffen, was Orlopp jedoch ablehnte und weiterhin auf einen schriftlichen Vorschlag bestand. Obwohl sowohl die Commerzbank als auch UniCredit die Informationen der „Financial Times“ nicht bestätigten, gab die Commerzbank an, dass sie ‚Interaktionen‘ mit UniCredit hatte, die sie fortsetzen wolle. UniCredit war im September 2022 bei der Commerzbank eingestiegen, nachdem der Bund einen Teilausstieg vollzogen hatte.
Der Widerstand gegen die Fusion
Die Führung der Commerzbank, einschließlich des Betriebsrats und der Gewerkschaften, wehrt sich gegen eine mögliche Übernahme. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete das Übernahmeangebot als „unfreundlich“, während der TUI-Chef Sebastian Ebel die Commerzbank als Teil der kritischen Infrastruktur beschreibt. Diese Meinungen werden von Rechtsanwalt Christoph Schalast unterstützt, der vor einem Verlust eines bedeutenden Mittelstandsfinanzierers warnte. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein äußerte darüber hinaus Bedenken hinsichtlich eines „Ausverkaufs der deutschen Flagschiffe“.
Die Situation wird durch den Umstand kompliziert, dass der Bund nur noch 12 Prozent der Anteile an der Commerzbank hält, was die Möglichkeiten der Einflussnahme mindert. Zudem hat die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger Schwierigkeiten bei der Verhinderung einer feindlichen Übernahme identifiziert. Derzeit muss die Europäische Zentralbank genehmigen, ob UniCredit Anteile auf bis zu 29,9 Prozent aufstocken darf. Bei Übernahmeangeboten ab 30 Prozent sind die restlichen Aktionäre gesetzlich zu informieren.
Finanzielle Perspektiven und Marktbedingungen
Die Fusion zwischen UniCredit und Commerzbank könnte die zweitgrößte Bank in Europa mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 76 Milliarden Euro hervorbringen. UniCredit bringt eine Marktkapitalisierung von nahezu 60 Milliarden Euro mit, während die Commerzbank mit 17 Milliarden Euro deutlich kleiner ist im Vergleich zu US-Banken wie JP Morgan, die Werte von 540 Milliarden Euro erreichen.
Die Commerzbank wird von der Bundesregierung und vielen Wirtschaftsvertretern als wichtig für den Mittelstand angesehen. Die Bank gilt seit Jahren als Übernahmekandidat, wobei UniCredit der Hauptinteressent ist. Währenddessen plant die Commerzbank, sich gegen die Übernahme wehzusetzen. Ihre Finanzvorständin Bettina Orlopp soll, laut Berichten, Manfred Knof „zeitnah“ ablösen. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die zukünftige Ausrichtung der Commerzbank auf.
Insgesamt bleibt die Lage zwischen den beiden Banken angespannt und die kommenden Monate könnten entscheidend für die Zukunft der Commerzbank und deren Rolle im europäischen Bankensektor werden. Die Aussichten auf eine Fusion und die Reaktion verschiedener Interessengruppen werden die öffentliche und politische Diskussion weiterhin prägen.